Wallace Stroby: Zum Greifen nah
Coole Karren, Shootouts mit dicken Wummen, jeder linkt jeden – das lieben wir bei Wallace Stroby. Auch in diesem älteren stand alone lässt er es genüsslich krachen.
Verkehrskontrollen sind immer ein Ärgernis. Unberechenbar wird es, wenn die Streife mal wieder Waffen im Kofferraum findet. Cop Billy Flynn wird fickerig. Seine Hand schnellt zum Colt, der Finger zuckt am Abzug. Er erschießt den 22-jährigen Derek, als dieser eine Knarre auf ihn richtet. Detective Sara Cross kommt nach kurzer Zeit zum Tatort. Keine Zeugen, aber Billys Aussage scheint stimmig. Klarer Fall: Notwehr. Sara tröstet und spürt, dass es zwischen ihr und Exfreund Billy immer noch flackert. Auch, wenn ihr bald erste Zweifel an seiner Version der Schießerei kommen. Im fernen New Jersey stellt sich Drogenbaron Mickey-Mike schon mehr Fragen: Wo sind eigentlich die 350 Riesen abgeblieben, die Derek bei einem Deal an die Haiti-Dudes übergeben sollte? Er schickt Morgan – seinen alten trouble solver – in das Kaff in Florida, in dem Derek gestorben ist, damit er die Scheine wieder auftreibt. Morgan sieht seine letzte Chance und schwingt sich in seinen Chevy Monte Carlo. Vielleicht kann er was von der Kohle abzwacken und so den verfluchten Krebs doch noch etwas aufhalten.
Coole Karren, Shootouts mit dicken Wummen, jeder linkt jeden – das lieben wir bei Wallace Stroby. Mit seiner genialen Crissie-Stone-Reihe zeigte er sich als legitimer Nachfolger von Elmore Leonard, und auch in diesem älteren stand alone lässt er es genüsslich krachen: Da ist die Heckenschere genauso tödlich wie die Colt Python .357 mit ventilierter Laufschiene. Der ehemalige Polizeireporter Stroby hat dabei fast mehr Spaß an bad asses als an seiner toughen Polizistin Sara. Das zeigt sich, wenn sich der todgeweihte Profikiller Morgan so richtig schön cheesy mit Schmachtschnulzen von Bunny Sigler in eine Zuckerwattenwelt träumt, bevor er über Sarahs und sein Schicksal entscheidet. nh
Wallace Stroby Zum Greifen nah
Pendragon, 2020, 360 S., 18 Euro
Aus d. Engl. v. Bernd Gockel