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„Was Marielle weiß“ neu im Kino: „Ist Ehrlichkeit immer wünschenswert?“

Was Marielle weiß
Marielle (Laeni Geiseler) kennt alle Geheimnisse ihrer Eltern. (Foto: Alexander Griesser/Walker Worm Film, DCM)

Frédéric Hambaleks „Was Marielle weiß“ lief im Wettbewerb der Berlinale. Darin sieht und hört die Titelheldin plötzlich alles, was ihre Eltern so machen – und lügen. Wir sprachen mit dem Filmemacher.

Herr Hambalek, „Was Marielle weiß“ (hier die Rezension von kulturnews) lief im Wettbewerb der Berlinale – da hatte kaum jemand mit gerechnet. Und Sie?
Frederic Hambalek: Nein, überhaupt nicht.

Die Idee zum Film kam Ihnen, als sie mal ein Babyfon mit eingebauter Kamera und das überwachte Baby gezeigt bekamen. Im Film ist diese Situation umgedreht: Marielle weiß alles, was ihre Eltern machen und sagen. Ich habe mir das mal mit meinem Achtjährigen vorgestellt, eine gruselige Vorstellung …
Hambalek: Finde ich auch. Ich finde es interessant zu fragen, welche Folgen das hätte. Vielleicht wäre gar nicht alles daran schlecht? Wie würden wir uns verändern? Diesen Fragen geht der Film nach.

Es geht auch die digitale Überwachung unserer Privatsphäre. Was macht das mit uns als Menschen?
Hambalek: Ich finde vor allem interessant, wie das unser zwischenmenschliches Verhalten verändert oder zumindest verändern könnte. Durch die moderne Technik können wir innerhalb einer Familie oder in Freundschaften viel mehr unserer Privatsphäre aufgeben, als das früher möglich gewesen wäre. Was machen wir damit?

Frederic Hambalek
Regisseur Frederic Hambalek Foto: Oliver Duerr | Walker Worm Film/DCM

Die Eltern von Marielle sind in der Wohlstandsfalle des gehobenen Bürgertums gefangen: Sie haben alles, aber nichts bedeutet mehr etwas. Wie kommt man da wieder raus? Mehr Ehrlichkeit, wie der Film teils sagt?
Hambalek: Das ist Ihre ganz eigene Deutung dieses Ehepaars. Ich selbst würde das gar nicht unbedingt so sehen. Aber ich würde sagen, dass der Film Ihre Frage eher umdreht: Ist mehr Ehrlichkeit wirklich immer wünschenswert?

Ich musste bei „Was Marielle weiß“ an die Filme von Ruben Östlund und Giorgos Lanthimos („Poor Things“) denken, auch wegen der Musikauswahl: Streichquartette von Beethoven gab es auch in Lanthimos „The Lobster“. Ist das Zufall, oder sind das durchaus auch Regisseure, die Ihnen künstlerisch nahestehen?
Hambalek: Ich mag beide Regisseure. Aber die Logik hinter der Musik ist eine andere: Da der Film das Übernatürliche konsequent ausblendet, habe ich mich gefragt, wie ich dennoch auf eine andere Ebene anspielen kann, ohne sie zeigen zu müssen. Und das ist Musik eine wunderbare Möglichkeit.

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