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„Was wir fürchten“: Schwulenfeinde im Schwarzwald

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„Was wir fürchten“ jetzt auf ZDFneo und in der ZDF-Mediathek: Lisa Abel (Mina-Giselle Rüffer) wird von den Toten kontaktiert. Sie wollen ihr etwas sagen. (Foto: ZDF / Stanislav HONZIK//Bavaria Fiction GmbH 2022)

ZDFneo zeigt als Beitrag zu Halloween „Was wir fürchten“, in der ZDF-Mediathek kann die Serie mit Mina-Giselle Rüffer in der Hauptrolle gestreamt werden.

Aus Stuttgart mitten in den Schwarzwald und dort in das fiktive Städtchen Großstetten: Weil Lisa (Mina-Giselle Rüffer) auf ihrem alten Gymnasium fortwährend brutalst gemobbt wurde, hat sich ihre Mutter, die Polizistin Franka (Marie Leuenberger), für diesen Ortswechsel entschieden. Die Mystery-Horror-Serie „Was wir fürchten“ läuft auf ZDFneo und kann in der ZDF-Mediathek gestreamt werden.

Die Serie „Was wir fürchten“ trägt dick auf: In Obertstetten sind noch alle im Schützenverein, und wer sich dort absetzt, stellt sich schon wenige Minuten später als schwul heraus. Man ist dort extrem gläubig, irgendwie evantelikal drauf und äußerst reaktionär – die Jungschar hat die Jugend fest im Griff. Was dort nicht hinpasst, ist ganz klar: ein Leiter der Jungschar der seine Neigung zum eigenen Geschlecht entdeckt und zu leben beginnt. Da muss dann eben die Konversionstherapie ran, die in Deutschland erst 2020 verboten wurde. Außerdem ist da die schon erwähnte Lisa – gespielt von Mina-Giselle Rüffer, die den Grimme-Preis für ihre darstellerische Leistung in der 5. Staffel der Serie „Druck“) erhalten hat. Lisa leidet an Epilepsie, hat Visionen von Schemen, Schatten und Händen, die sie irgendwohin reinziehen wollen. Hier wird die Serie (Regie: Daniel Rübesam) etwas inkonsequent, denn Schemen und Schatten sind auch noch zu sehen, wenn alle Menschen der Handlung nicht anwesend sind – das aber ist die Darstellung von Übersinnlichkeit als reale Gegebenheit, als akzeptierte Tatsache.

Gleichwohl wird das Thema der sexuellen Identität ernsthaft verhandelt, auch die hochaktuelle Problematik des Mobbings an Schulen und somit die Opferrolle von Kindern und Jugendlichen. Natürlich kann man nach Sichtung einer von insgesamt sechs Folgen nicht abschließend sagen, ob der Genremix aus Horror, Fantasy und Drama gelingt, aber eine Überdramatisierung durch Anhäufung von Problemfeldern ist unübersehbar. Wem’s Spaß macht: Die Serie passt sowohl zu Halloween als auch zum katholischen Feiertag Allerheiligen und zum evangelischen Reformationstag. Gläubige Menschen sind hier in der Serie am Werk und haben ein ganzes Dorf mit ihrer – oft, aber nicht immer passiven – Aggressivität im Griff. Kein Wunder, dass in Oberstetten gerade Jahrestag eines Attentats durch einen Amokläufer ist, der die Traumata eines ganzen Dorfs erneut hervortreten lässt.

 

 

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