„Who is the Sky?“ von David Byrne: Gönn dir, David!

Das Nervenbündel aus „Psycho Killer“ ist weit weg: Auf seinem neuen Album klingt David Byrne so vergnügt wie nie zuvor.
Wenn man schon alt werden muss, dann doch bitte wie David Byrne. Nicht nur, dass die Stimme des 73-Jährigen noch so kräftig klingt wie eh und je, er ist außerdem so populär wie seit der Auflösung der Talking Heads nicht mehr. Vor allem aber scheint Byrne in Anbetracht der aktuellen Untergangsstimmung nur immer fröhlicher zu werden.
Mit „Who is the Sky?“ schließt er an das pragmatisch optimistische „American Utopia“ (2018) an und setzt allein auf gute Vibes: lustige Texte über eine magische Antifaltencreme („Moisturizing Thing“) und Nonsens-Gebrabbel („When we are singing“), kombiniert mit Ohrwurmmelodien, den Streicher- und Bläserklängen des New Yorker Ghost Train Orchestras und der Hochglanzproduktion von Kid Harpoon. Schlusstrack „The Truth“ hat gar einen Reggaeton-Rhythmus, während „The Avant Garde“ ein- für allemal die Frage nach dem Wesen der Kunst beantwortet („It doesn’t mean shit!“). Dabei profitiert Byrne ungemein von seinem klassischen Image als nervöses, obsessives real live wire – bei einem Erstling wäre die süßliche Vergnügtheit unerträglich. Als Spätwerk eines endlich Ausatmenden ist „Who is the Sky?“ jedoch so rührend wie verdient. Gönn dir, David!