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„Wir sind einfach ein bisschen interessanter als der Durchschnitt“

Sleaford Mods
(Foto: Alasdair McLellan)

Auf dem neuen Album „Spare Ribs“ wird Sänger Jason Williams persönlich. Doch optimistischer klingen Sleaford Mods dadurch nicht.

Jason, euer neues Album ist zu großen Teilen im Lockdown entstanden. Aber die Themen, die ihr darin behandelt, sind eigentlich die gleichen wie immer, oder?

Jason Williamson: Ich wollte kein Pandemiealbum machen. Aber es war uns wichtig, den Zeitpunkt der Entstehung einfließen zu lassen. Ich will nicht in zehn Jahren zurückblicken und fragen: Welches Album haben wir noch mal während der Pandemie geschrieben? Das Artwork, der Name des Albums und einzelne Songs beziehen sich darum auf Erfahrungen im Lockdown. Aber insgesamt hast du recht: Der Rest hätte jederzeit geschrieben werden können.

Sleaford Mods machen kritische Musik, die Ungerechtigkeit anprangert. Wie schafft man es nach all den Jahren, nicht zum Zyniker zu werden?

Williamson: Keine Ahnung. Ich mache einfach weiter und stelle für mich selbst immer wieder klar: Erzähle ich nur Scheiße oder spiele eine Rolle? Nein, ich glaube wirklich nicht, dass die Zukunft viele Verbesserungen bringen wird. Ich bin kein positiver Mensch, habe meistens durchschnittliche, vorhersehbare Dinge erlebt. Etwas wie Erleuchtung habe ich nur durch die Liebe zu meiner Frau und meinen Kindern erfahren. Aber generell, auf gesellschaftlicher und politischer Ebene, gibt es wenig, das mir Mut macht.

Aber auch die positiven persönlichen Aspekte kommen in eurer Musik nur selten vor.

Williamson: Das neue Album ist ein bisschen persönlicher: Songs wie „Mork n Mindy“ oder „Fishcakes“ beschäftigen sich mit meiner Kindheit. Aber positive Elemente spare ich eher aus; ich glaube einfach nicht, dass die irgendwen interessieren würden. Wer will schon wissen, wie gut es mir geht? (lacht) Man will doch zum Nachdenken gebracht werden!

Wie gehst du damit um, wenn du trotz deines Erfolgs noch immer als Stimme der Arbeiterklasse gesehen wirst?

Williamson: Ich finde es mittlerweile ziemlich eintönig. Soziologisch gesprochen bin ich jetzt Teil der Mittelschicht. Früher haben Popstars mich wütend gemacht, wenn sie über Arbeit geredet haben: Ihr sprecht nicht für mich, ihr habt gar keine Ahnung! Ich würde mich insofern nicht als Sprachrohr bezeichnen. Wir sind einfach eine sehr gute Popband, deren Zeug ein bisschen interessanter ist als der Durchschnitt.

Interview: Jonah Lara & Matthias Jordan

Spare Ribs ist gerade erschienen.

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