„Wolf Hall – Spiegel und Licht“: Jetzt auch Thomas Cromwell

England im 16. Jahrhundert: Die Serie begleitet Thomas Cromwell bei seinem Aufstieg zum wichtigsten Berater des britischen Königs Heinrich VIII. „Wolf Hall“ kann jetzt in der Arte-Mediathek gestreamt werden, ab 4. 9. läuft die Serie linear auf Arte.
England im Jahr 1536: Die zweite Staffel der auf wahren historischen Ereignissen beruhenden BBC-Serie beginnt mit der Hinrichtung von Anne Boleyn (Claire Foy, „A Very British Scandal“, „Die Aussprache“), eine Ex-Frau des Königs Heinrich VIII. (Damian Lewis, „Königin der Wüste“,„Homeland“), die des Ehebruchs und Hochverrats angeklagt wurde. Dies dient jedoch lediglich als Vorwand, da Boleyn keine männlichen Nachfolger für den königlichen Thron zeugen kann und der neuen Heirat des Königs mit Jane Seymour (Kate Philips) im Weg steht. Maßgeblich an dem Prozess beteiligt war Thomas Cromwell (Mark Rylance, „Bones and all“, „The Undeclared War“), der Protagonist der Serie, der durch diese Aktion vollends das Vertrauen des Königs gewinnt und zum Lordkanzler und Leiter des House of Lords ernannt wird.

Im Zentrum der zweiten Staffel steht unter anderem die komplexe Beziehung zwischen Heinrich VIII. und seiner Tochter Lady Mary (Lilit Lesser). Thomas Cromwell hat die schwierige Aufgabe, Lady Mary zurück an den Hof zu holen und zu einem Eid zu überreden, in welchem sie ihren Vater als Kirchoberhaupt anerkennt. Zwar gelingt ihm dies, jedoch nur durch verschiedene Versprechungen und Manipulationen – der dargestellte Charakter Thomas Cromwells reiht sich somit perfekt in die zwielichtigen Geschehnisse des britischen Tudor-Hofes ein. Heinrich VIII. entpuppt sich derweil als Monarch, der für das Streben nach Macht und Anerkennung alles zu opfern bereit ist – sogar seine eigene, widerspenstige Tochter Lady Mary.
Ein Leben im königlichen Umfeld – geprägt von Machtgefällen und gegenseitiger Manipulation
Cromwell macht sich im Verlauf der zweiten Staffel durch seine Unverfrorenheit und Zielstrebigkeit immer mehr Feinde und verliert nach und nach das Vertrauen des Königs Heinrich VIII. Dies endet mit der historisch verbürgten Hinrichtung von Thomas Cromwell im Juni 1540, er war des Hochverrats und der Ketzerei beschuldigt und zu Tode verurteilt worden. Obwohl er noch ein letztes Mal um königliche Gnade bittet, wird Cromwell geköpft.
Das Geschichtsdrama des Regisseurs Peter Kosminsky („The Undeclared War“) ist weder emotional aufgeladen, noch von übermäßigen Gewaltdarstellungen geprägt – vielmehr werden uns Szenen der Gewalt bewusst verwehrt, sie geschehen wie der Großteil der Ereignisse am königlichen Hof im Hintergrund. Wir bekommen Einblicke in Machtspiele, Manipulation (auch seitens Cromwells), in damalige Vorstellungen von Sexualität und die schamlose Ausnutzung von Überlegenheit – ohne dass dies zu offensichtlich ist oder gar ausgesprochen wird. Die Serie lebt viel von Geschehnissen im Verborgenen, wodurch sie zum Nachdenken anregt; trotz der Inszenierung eines historischen Lebens von vor knapp 500 Jahren erscheinen die intriganten Machtspiele erschreckend realitätsnah an der heutigen Zeit.