Zum Inhalt springen

„You & Me“ auf Arte: Zwei Trauernde finden einander

Regisseur Tom Vaughan erzählt mit seiner Dramedyserie zwei Trauergeschichten. „You and Me" erzählt vom Kampf um ein erfülltes, glückliches Leben, ohne diesen fehlenden Menschen zu vergessen.

Die Miniserie „You & Me“ (Arte und Arte-Mediathek) beginnt mit einer Liebesgeschichte zwischen Ben (Harry Lawtey „Industry“) und Jess (Sophia Brown „The Witcher“, „The Capture“), die sich an einer Bushaltestelle kennenlernen. Beide wartend. Beide allein. Er spricht sie an: Sie daten, heiraten, überstehen zusammen die Schwangerschaft und Geburt. Doch dann stirbt Jess. Die Einblicke in das Liebesleben der beiden werden in warmen Farben verbildlicht. Zwischendurch werden wir durch kalte Aufnahmen der Gegenwart, in der Ben allein ist, herausgerissen. Wir verfolgen Ben durch sein Leben, mit Rückblenden auf die Beziehung zu Jess. Neugier auf die Gegenwart entsteht, die nun anderes aussieht: Zusammen mit seiner Mutter beschreitet er den Alltag als alleinerziehender Papa und Witwer. An der Stelle von Jess, liegt nun seine Mutter neben ihm im Bett. Doch schon bald trifft Ben auf Emma (Jessica Barden „The Lobster“, „Ein Teil von ihr“). Zwei Menschen begegnen sich, die jeweils um einen Menschen trauern. Und für beide ist es das Erste Mal, dass sie einen nahestehenden Menschen wieder in ihr Leben lassen.

„You & Me“: Komödiantischer Einfluss zu stark

Als Ben anfängt, über seine Trauer zu reden, hört Emma zu. Aber anstatt darauf einzugehen, fängt sie im Anschluss selbst an, über ihre Trauer zu reden. Sie können ihre Trauer teilen, aber haben keine Kapazitäten, sich bewusst gegenseitig aufzubauen. Es ist viel mehr ein unterbewusstes Teilen. Die individuelle Trauerbewältigung der Figuren berührt, denn das Einblenden verschiedener Vergangenheitssequenzen verschafft eine Zugänglichkeit zu Ben und Emma. Dennoch trägt sich diese sensible Liebesgeschichte nicht konsequent über alle Folgen hinweg, da der komödiantische Einfluss der Serie, der vielleicht erleichternd wirken soll, den Ernst und die Sensibilität diese Themas schwächt. Die teilweise auftretenden Romcom-Elemente widersprechen sich mit der berührenden, schweren Thematik des Trauerns, aber ermöglichen uns eine Erholung von den traurigen Emotionen. So können wir uns für eine kurze Zeit von der emotionalen Nähe der Serie distanzieren. Dennoch ist das Bild von zwei aufeinander zurennenden Verliebten ein zu starker Kontrast zu der Trauer, die hinter diesen beiden Menschen steckt.

„You & Me“ ist eine emotionale Miniserie, die die kleinen, teilweise witzigen Alltäglichkeiten, denen man sich trotz großer Trauer konfrontiert sieht, widerspiegelt. Tom Vaughan berührt mit seiner Inszenierung dieser zweifachen Trauergeschichte, verfällt aber etwas dem Kitsch.

Beitrag teilen: