„Yunan“ im Kino: Friesland sehen und sterben
Land unter auf der Hallig Langeneß und ein geflüchteter syrischer Schriftsteller, der hier Selbstmord begehen will. Das Drama „Yunan“ von Ameer Fakher Eldin mit Georges Khabbaz und Hanna Schygulla in den Hauptrollen läuft jetzt im Kino.
Der syrische Schriftsteller Munir (Georges Khabbaz) leidet an der Fremde im fremden Land Deutschland, er kann buchstäblich nicht mehr Atmen und will auf der einsamen Hallig Langeneß sein Leben beenden. Doch schon das erste Zusammentreffen mit Pensionsbesitzerin Valeska (Hanna Schygulla, „Poor Things“) bringt dieses Vorhaben ins Wanken. Das Drama „Yunan“ des Regisseurs Ameer Fakher Eldin läuft jetzt in den Kinos.
Munirs arabische Flüche, als Valeska ihm kein Zimmer geben will, versteht diese in ihrem Inhalt dennoch, und so muss sich der deprimierte Mann kleinlaut entschuldigen. Sofort wandelt sich Valeskas Resolutheit in Einfühlsamkeit, sie erkennt die Not Munirs – und bringt ihn doch bei sich unter. Fortan wandelt Munir über die Hallig, ein wortkarger Exot im friesländischen Nirgendwo, stellt sich minutenlang auf eine Kuhweide, wird von Valeska, den wenigen Bewohnern und Valeskas skeptischen Sohn Karl (Tom Wlaschiha, „Stranger Things“) mehr und mehr ganz nebenbei integriert – auch wenn dazu erstmal kräftig gerangelt werden muss. Und er atmet nach einem schweren Sturm dann auch merklich besser durch … Der syrische Regisseur Ameer Fakher Eldin hat eine filmische Meditation über Entwurzelung, Exil und die Annäherung geschaffen, in die er die biblisch anmutende Fabel über einen Schäfer und seine Frau (Sibel Kekilli, „Gegen die Wand“) einflicht, deren Bedeutung allerdings nicht ganz klar wird. Und „Yunan“ ist auch ein Naturfilm: der weite Himmel über der Hallig, die Nordsee, die das Land verschlingt und wieder freigibt, die menschenleeren Wiesen und Weiden – man muss mit diesem Werk Geduld haben, so wie die Menschen hier auch Geduld miteinander haben. Was der jeweils andere braucht allerdings: Das erkennen sie sehr rasch.