„Ziemlich beste Stiefmutter“ im NDR und in der ARD: Feministische Comedyserie
Die französische Comedyserie „Ziemlich beste Stiefmutter“ befragt liebevoll normative Beziehungsmodelle – ab sofort in der ARD-Mediathek streamen.
Wenn keiner im Publikum gelacht hat, muss eine Strafe absolviert werden – so lautet die einfache Regel des Komiker-Freundeskreises um die 25-jährige Stand-Up-Komikerin Prune (Agnès Hurstel). Und da bei Prunes Auftritt so wirklich jede Grille Frankreichs zu hören war, haben ihre Freunde eine besonders fiese Aufgabe für sie: Vor dem Comedycafé sitzt der grau-melierte Mittvierziger Francis (R. Jonathan Lambert), und Prune soll ihn nun unvermittelt abknutschen. Doch wider den Erwartungen ihrer Freund:innen sträubt sich die Nachwusch-Komikerin kein bisschen, und es entfaltet sich eine skurril-sympathische Liebesgeschichte.
„Ziemlich beste Stiefmutter“: Ab sofort in der ARD-Mediathek
Wäre da bloß nicht Francis sechsjährige Tochter Alma (Jehanne Paquet). Eine altkluge Napoleon-Verehrerin, die ihrer neuen Stiefmutter den Krieg erklärt. Die so ungleiche wie drollige Dreierbeziehung zwischen Prune, Francis und Alma birgt ein komödiantisches Potenzial, das auch Prune nicht verborgen bleibt. Und so wird sie allmählich nicht nur zur besten Komikerin des Freundeskreises, sondern auch eine Ziemlich beste Stiefmutter (ab sofort alle Folgen in der ARD-Mediathek).
Ziemlich beste Stiefmutter ist jedoch weitaus mehr als eine gefühlige Comedyserie: Der französische Achtteiler befragt uns nach der wahren Bedeutung der Liebe, wie sich Beziehungen abseits gesellschaftlicher Norm entwickeln können und welches Risiko man dafür in Kauf nehmen muss. Doch darüber hinaus ist die Serie eine leichtfüßige Unterhaltung mit feministischem Grundtenor, was nicht zuletzt an Fanny Sidneys Regie und der Autorin und Hauptdarstellerin Agnès Hurstel liegt, die mit einer rotzigen Selbstverständlichkeit mit einem Stereotyp nach dem nächsten bricht: „Ich wollte, dass es eine Heldin gibt, die ein wenig inkonsistent ist, ein wenig vulgär, sexuell, nicht immer besänftigend, nicht rasiert, arbeitslos, ein bisschen verrückt und auch ein bisschen langsam. Und die niemals ein Kind möchte“, erklärt Hurstel.
Obwohl Prune in der Serie – wenn auch über Umwege – dann doch zu ihrem Kind kommt, bleibt das Thema der glorifizierten Mutterschaft und der selbstbestimmten Entscheidung, keine Mutter zu werden, sehr prominent: „Ich bin Stiefmutter – das bedeutet, dass mich endlich irgendwer auf diesem Planeten respektieren wird“, witzelt Prune und trifft damit den Nagel auf den Kopf.