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Weggezogen Maskulin?

Zugezogen Maskulin
Zugezogen Maskulin sind auf „10 Jahre Abfuck Tour“ und spielen dieses Wochenende in Hamburg. (Foto: Rob Kulisek)

Auf ihrer neuen Platte spielen Grim104 und Testo von Zugezogen Maskulin mit dem Gedanken ans Aufhören. Hat die Musikindustrie sie gebrochen?

Grim, Testo, die Leadsingle eures neuen Albums heißt „Exit“. Ist es etwa vorbei mit Zugezogen Maskulin?

Testo: Ich werde mein Leben lang Musik machen, weil es mir Spaß macht und Teil von mir ist. Aber vielleicht nicht immer in dem Rahmen, dass es mein Hauptberuf ist und ich finanziell davon abhängig bin. Wir könnten das jetzt ausspielen und drohen: Ey, wir hören wirklich bald auf, kauft alle noch das Album! Aber wir werden auf jeden Fall weiter Musik veröffentlichen. „Exit“ ist eine Momentaufnahme, ein Bemerken, dass es so, wie es gerade ist, keinen Spaß macht.

Dabei ist „Exit“ ja nicht der einzige Moment auf dem Album, wo eine gewisse Resignation mitschwingt.

Grim104: Ich würde es Kriegsmüdigkeit nennen. Wenn man am Anfang ins HipHop-Game kommt, denkt man, man kriegt es hin, das zu seinen Bedingungen umzubiegen. Dann merkt man aber: Das geht nicht, das ist doch ein bisschen starrer als erwartet. Deshalb auch der Albumtitel „10 Jahre Abfuck“.

Zumindest von außen wirkt es so, als würde euch Zugezogen Maskulin alle Freiheiten bieten, die ihr wollt.

Testo: Bis jetzt sind wir bei uns geblieben und haben uns nicht zu sehr verbiegen müssen. Wir können jetzt unser Ding weiter durchziehen, aber dann besteht das Risiko, dass es nicht hinhaut – dass wir im besten Fall stagnieren oder sogar Pleite gehen. Solange du Musik als Hauptjob machst, hast du immer im Hinterkopf: Ich muss mehr machen, mich noch einmal überwinden. Eigentlich habe ich keinen Bock auf diesen Auftritt, aber gut, dann trinke ich vorher drei Bier mehr. Im schlimmsten Fall endet man wie Avicii.

Ihr erwähnt in dem Song auch Fler – als abschreckendes Beispiel. Kann man als Rapper überhaupt in Würde altern?

Grim104: Ich mache mir heute schon Gedanken, die ich mir mit 25 nicht gemacht habe. Wenn man seine erste Tour spielt, hält man das für den objektiv besten Job der Welt. Ich habe an die Leute gedacht, die mit mir zur Schule gegangen sind, und mich gefragt, wie man ein so langweiliges Leben erträgt. Mittlerweile habe ich gemerkt, wie arrogant diese Geisteshaltung war. Letztlich sind wir uns alle sehr ähnlich, was Spaß und Frust angeht – nur mit den Unterschied, dass ich alles nach außen trage.

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