Zwietracht Frankfurt
„Lass Gott aus dem Spiel“, der dritte Teil der Mitch-Berger-Serie von Harald Lüders, überzeugt mit Wumms, Pulp-Touch und Frankfurt-Feeling.
Wie kommt man im Journalistenberuf weiter? Richtig: Türen aufbrechen, Abhörwanzen verstecken und eine harte Gerade schlagen. Mitch Berger schreckt bei Recherchen nicht vor riskanten Alleingängen oder illegalen Aktionen zurück. Wenn er gefesselt im Kofferraum landet, Tritte in die Rippen bekommt oder in Pistolenläufe schaut, nimmt er das auch mit Ende 40 noch schulterzuckend in Kauf.
Meistens ist der Zufall auf seiner Seite, und Schmerz spült er mit Ibu 600 und doppeltem Espresso weg. Doch Aufträge für freie Investigativ-Hasardeure wie ihn sind rar. Gerade ist Mitch an einer Story über das Frankfurter Bahnhofsviertel dran. Doch ist er zunächst reichlich angepisst, weil ihm der junge Enis Citoglu als Ko-Autor aufgedrückt wird und er selbst bei Honorar und Ego zurückstecken soll.
„Lass Gott aus dem Spiel“: Gentrifizierung im Frankfurter Bahnhofsviertel
Doch die Vorurteile werden schnell im Bier ertränkt, denn Enis’ Kontakte im Kiez sind nützlich. Schnellcheck: Die szenige Schmuddelecke mit Kulturenmix droht gentrifiziert zu werden und weckt Begehrlichkeiten bei Immobilienhaien. Ein brutaler Anschlag auf eine Moschee bringt zudem unerwarteten Zunder für die Story. Mitch ahnt, dass mehr als der vorschnell verhaftete Ausländerhasser Erwin hinter der Tat steckt.
Als kurz darauf beim Mainfest ein Blutbad droht, mischt die CIA mit, und die Lage wird unübersichtlich. Immer mittendrin: Mitch Berger, der einem Jugo-Killer gefährlich nah kommt, als er das Komplott der Drahtzieher erkennt. Doch seitdem bei ihm was mit der taffen Kommissarin Canan Aydin läuft, kann Mitch auf unautorisierte Rückendeckung und Küsse auf lädierte Körperteile hoffen.
Harald Lüders überzeugt mit authentischem Frankfurt-Feeling
Autor Harald Lüders war lange Zeit politischer Fernsehredakteur und kennt die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen und aktuellem Zeitgeschehen. In seiner Mitch-Berger-Serie verdichtet er Rechtsradikalismus und Integrationsprobleme zu einem glaubwürdigen und rasanten Thriller. Dass ihm einige Charaktere holzschnittartig geraten, verdirbt nicht den Spaß an dem dritten Abenteuer seines waghalsigen Hardboiled-Journalisten. Harald Lüders sticht mit Wumms, Pulp-Touch und authentischen Frankfurt-Feeling aus dem Gros der deutschen Ermittlerkrimis heraus.