„20 Jahre Drehorgel“ von Team Scheisse: Alle Mittelfinger hoch

Das neue Album von Team Scheisse bleibt rau und lustig. „20 Jahre Drehorgel“ umfasst 15 Songs – und einige Mittelfinger.
Team Scheisse setzt weiterhin auf DIY-Produktion oder wie sie selbst im Newsletter schreiben: „Helfen lassen haben wir uns dabei wie immer nicht, was man auch deutlich hören kann. Hashtag Di Why.“ Musikalisch bleibt auch auf dem neuen Album der Punkband alles roh und ungeschliffen, mit manchmal übersteuertem Gesang, der aber perfekt ins Konzept passt. Perfektionierte Hochglanzproduktion? Fehlanzeige. Stattdessen gibt es einen Sound, der nach Kellerkonzert und Bierdusche klingt. Auch stilistisch bleibt alles beim Alten: rotziger Punk, der gleichzeitig provoziert und schmunzeln lässt.
„20 Jahre Drehorgel“ ist ein Ausdruck für die sarkastische Grundstimmung, die es angesichts der politischen Weltlage braucht, um nicht in Frustration zu versinken. Das Cover zeigt ein Demo-Bild mit Plakaten, auf denen „Alles Super!“ und „Und Kein Problem!“ steht, während die abgebildeten Menschen mit aufgemalten Smileys lachen. Die Mischung aus Sarkasmus und Gesellschaftskritik zieht sich durch das ganze Album – typisch für Team Scheisse.
Inhaltlich geht es um das, was Menschen in Deutschland derzeit beschäftigt: CDU, Wirtschaft, steigende Mieten – und das alles ohne Zeigefinger, sondern mit Mittelfinger – gleichnamiger Song ist auch ein Track des neuen Albums. Aber nicht nur Deutschland hat Probleme mit der Wirtschaft und Rechten, sondern auch die USA, und wer alles dort gerade mit Social Media ein problematisches Machtungleichgewicht herstellt, ist hinlänglich bekannt. Kein Wunder also, dass Team Scheisse sich von Instagram verabschiedet hat, weil es ihnen dort „zu rechts“ ist.
Die Songs auf „20 Jahre Drehorgel“
Schon der erste Song „Lok“ macht klar, wohin die Reise geht. Mit der Zeile „Gute Laune heute fahr ich Lok“ setzt das Album mit brachialer Energie ein. Die Band selbst empfiehlt jedoch im Newsletter, mit „Karstadtdetektiv“ zu starten – für sie der eigentlich bessere Opener. Auch in den weiteren Songs zieht sich die Kombination aus Wut, Humor und Gesellschaftskritik durch.
„Altbauwohnung“ rechnet mit dem Mietenwahnsinn ab, während „Pluto“ Markus Söder und seine Panik vor einer „Zwangsveganisierung“ genüsslich verarscht – das Schlagzeug setzt ein, und man lässt die Augen über Söders Aussagen rollen. Der Song hat die gleiche gruselige Atmosphäre wie Söders Politik – vielleicht ist es genau das, was Team Scheisse damit ausdrücken will. „Der Wirtschaft“ spielt mit einem Dieter Bohlen Zitat „Sagen wir mal diese Grundidee von Kommunismus, die ist ja voll geil“. Was folgt, ist eine Art Liebeslied über nicht erwiderte Gefühle zur Wirtschaft: „Und mal wieder frag ich mich, denkt die Wirtschaft auch an mich?“
Wer wissen will, was hinter den restlichen Songs wie „Ikeamensch“ steckt, sollte sich „20 Jahre Drehorgel“ selbst anhören. Team Scheisse liefern das, was Deutschland jetzt braucht: ehrlichen, rotzigen Punk mit Humor, Haltung und dem richtigen Maß an Chaos.