„Alles dazwischen, darüber hinaus“ von Maë Schwinghammer
Maë Schwinghammers autofiktionaler Debütroman „Alles dazwischen, darüber hinaus“ ist eine zögernd zärtliche Geschichte über das Ausbrechen und Ankommen.
„Alles dazwischen, darüber hinaus“ von Maë Schwinghammer ist unsere Buchempfehlung der Woche
Oft fehlen uns die Worte, um dem Leben angemessen zu begegnen. Die Wirklichkeit läuft der Sprache davon. Und so hapert es etwa im Deutschen immer noch an der Etablierung eines Pronomens für nichtbinäre Menschen. Dass der Kampf um Worte auch ein Kampf um Macht bedeutet, lernt Michael schon sehr früh. Er selbst ringt um jedes Wort. Er habe eine „Wahrnehmungsstörung“, eine „Sprachstörung“, sagen die Erwachsenen. Er wird zum „Integrationskind“. Er sei ein „Spargeltarzan“, ein „Schwinghomo“, ein „Opfer“, sagen die Kinder. Keine dieser Zuschreibungen ist selbstgewählt. Nicht mal sein eigener Name.
Maë Schwinghammers autofiktionaler Debütroman „Alles dazwischen, darüber hinaus“ ist eine zögernd zärtliche Geschichte über das Ausbrechen und Ankommen seines Protagonisten. Ein suchender Text über den kleinen Michael aus einem Wiener Arbeiter:innenbezirk, gemobbt und missverstanden, über einen Jugendlichen zwischen Fitnesswahn und Zweifeln, über schwule Liebe und Übergänge. Und während aus Michael allmählich Maë wird, holt Schwinghammer mit der Sprache die Wirklichkeit wieder ein. „Ich habe keine Worte. Ich habe alle Worte“, heißt es an einer Stelle. Und irgendwo dazwischen – oder darüber hinaus? – schreibt Schwinghammer.
Mit „Alles dazwischen, darüber hinaus“ hat es Maë Schwinghammer auf unsere Liste der besten Bücher im November 2024 geschafft.