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Amanda Lee Koe: Ministerium für öffentliche Erregung. Storys

Respekt. Dass Zoe Beck den Begriff „Moral Panic“ mit „Öffentliche Erregung“ übersetzt hat, dass sie also aus einem gesellschaftlich-politischen Begriff eine individualierte, leicht sexualisierte Formulierung wählte, verschiebt Amanda Lee Koes Erzählungsdebüt inhaltlich ein Stück weit, allerdings nur graduell, nicht inhaltlich. Denn tatsächlich geht es der singapurischen in ihren beiläufigen Beobachtungen um Politik, allerdings um Politik, wie sie sich im individuellen Alltag der Protagonisten niederschlägt.

Koe analysiert haarscharf Machtstrukturen, wie sie sich insbesondere in der multikulturellen, radikal urbanen Gesellschaft Singapurs zeigen, die aber gleichzeitig auch hier sichtbar sind, Strukturen, die zu tun haben mit Religion, Sprache, Wohlstand, Bildung, Alter, auch mit Sexualität. Die kleine Dachbearbeiterin, die einen Kantinenarbeiter für ein klein wenig Zuwendung bezahlt, die Studentin, die mit einem amerikanischen Kommilitonen die Parks Singapurs katalogisiert und dabei Entgrenzungserfahrungen macht, der Waschsalonbetreiber, der sein Geschäft zum Treffpunkt des Stadtviertels umgestaltet und so die Bedürfnisse der Stadtgesellschaft befriedigt – das sind kleine Rädchen in einer großen Maschine, die Gesellschaft heißt. Moral Panic.

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