André Nendza
Für sein neues Album „On Canvas“ hat sich der Bassist bei seinen Kompositionen an Schemata der Pop- und Cool-Ära orientiert.
Dir fehlt die dicke Luft, das schale Bier, der Schweiß auf der Stirn des Manns am Horn? Kurz: Lange nicht mehr im Jazzclub gewesen, was? Bassist André Nendza liefert die perfekte Ersatzdroge: Sein neues Album „On Canvas“ wurde im Kölner Loft eingespielt, einer Studiobühne, der während der Aufnahmesessions im ersten Coronafrühjahr nur eines fehlte: Publikum. Ansonsten ist die Illusion eines hitzigen Clubgigs perfekt: André Nendza hat sich bei seinen Kompositionen an Schemata der Bop- und Cool-Ära orientiert und hat damit das Tor weit aufgestoßen für die treibenden Soli Angelika Niesiers (Saxofon) und Matthias Bergmanns am Flügelhorn. Toningenieur Christian Heck hat es bei der Kanaltrennung von Martin Sasses Pianospiel bisweilen eine Spur zu gut gemeint, sodass Bass und Diskant aus zwei komplett verschiedenen Bühnenecken zu kommen scheinen. Aber ganz ehrlich: Wo ist der Club, der optimalen Sound bietet? Heizung aufdrehen, das Bier am Vortag öffnen, zum Rauchen auf den Balkon gehen und beim Hören vom Lümmelsofa aus auf bessere Zeiten hoffen.
Hier geht es zum Jazzthema der Vorwoche: Auf der Suche nach dem eigenen Sound – Christian Pabst