„The King“ von Anjimile: Hoffnung ist ein Luxus
Auf seinem zweiten Album „The King“ nutzt Anjimile Folk und Elektronik als Ausgangspunkt für widerstrebende Protestmusik.
Gedankenexperiment: Ein Schwarzer trans US-Amerikaner nimmt ein Album auf. Mit welchen Themen wird er sich wohl auseinandersetzen? Es ist wohl kaum vorstellbar, dass es in den Lyrics nur um Sonnenschein und Bonbons geht. Klar, die Umstände erzwingen eine Positionierung, aber ist das nicht auch furchtbar deprimierend? Auf seinem zweiten Album „The King“ nutzt Anjimile Folk und Elektronik als Ausgangspunkt für widerstrebende Protestmusik. Trotz des Titels ist dabei immer klar, dass der Künstler und Leute wie er die Verlierer sind – und einfach erschöpft.
Drei der Songs hat Anjimile direkt nach der Tötung George Floyds geschrieben. Das Album steckt voller Zorn, aber erkennt auch an, dass nicht alles, was einen fast umbringt, auch stärker macht: „If I suffer, will it change me?“, fragt Anjimile in „Pray“. „Will it make me old?“ Auch musikalisch wird die Disruption hörbar, etwa wenn im Titeltrack ein hymnischer, wortloser Chor durch höllische Arpeggien zerfetzt wird. Damit steht „The King“ auch in der Tradition des Blues, für den Hoffnung schon immer Luxus gewesen ist.