„Auf keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix emporgestiegen“ von Drangsal

Mit seinem neuen Album erfindet sich Max Gruber alias Drangsal neu und kämpft sich aus dem Zusammenbruch heraus – ist er also doch der Phönix aus der Asche?
Die Texte dieser aus 17 (!) Songs bestehenden Platte sind nichts als Selbstzweifel und Vergeblichkeitsfantasien, beispielhaft sei hier aus der „Nation of Resignation“ zitiert: „Ein Schulterschluss/Ein Bruderkuss/Mit dem Weitermachen machen wir Schluss.“ Auf das so erfolgreiche dritte Album „Exit Strategy“ aus dem Jahr 2021 folgte der Zusammenbruch: Max Gruber wusste nicht, ob und wie er weitermachen soll. Nun stoppt er den Alleingang, und mit der Neuausrichtung von Drangsal als dreiköpfiger Band sind da neue Inspirationen: Lukas Korn spielt auch bei Lyschko und hat etwa Mia Morgan produziert, Marvin Holley kommt vom Jazz und arbeitet viel für Film und Theater.
Die für Drangsal zuletzt so charakteristischen Synthies werden durch das Klavier ersetzt, auf Technobeats folgen mal Streicher, mal Metal-Gitarren, ein Gospelchor gibt sich die Ehre, die Schauspielerin Rosa Lembeck spricht das Klanggedicht „Rosa“ ein, und wenn Gruber sich für „Mein Mo(nu)ment“ mit Sophia Blenda zusammentut, ist das nicht weniger als ein perfect match. Ob „Bergab“, ob „Pervert the Source“ oder „Funke & Benzin“: Es sind mit Abstand Grubers bisher beste Songs. Und irgendwie passt sogar der sperrige Titel für das von Max Rieger produzierte Album perfekt: Auf den Zusammenbruch folgt mit dem Größenwahn ein manisches Meisterwerk.