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„Things are great“ von Band Of Horses: Wo du durchmusst

Gruppenfoto kopflos Band Of Horses
(Foto: Stevie and Sarah Gee)

Ben Bridwell führt die Band Of Horses an, doch um auf „Things are great“ die jüngsten Dramen seines Lebens zu verarbeiten, brauchte er weitere Hilfe aus dem Tierreich.

Ben Bridwell von Band Of Horses, was für ein prächtiges, aber müdes Tier hat es sich denn da neben dir auf dem Sofa behaglich gemacht?

Ben Bridwell: Das ist Lucille, meine Hündin. Wir haben wenig geschlafen, und sie hängt jetzt etwas durch.

Was ist denn geschehen?

Bridwell: Meine vier Töchter, zwischen 6 und knapp 14 Jahren alt, waren über Nacht da. Einer ist mitten in der Nacht das iPad aus dem Etagenbett gefallen – was für ein Drama. Wir haben uns dann zu sechst, die Mädels, Lucille und ich, bei mir ins Bett gelegt. Jetzt sind alle sauber, gefüttert und erfolgreich zur Schule gebracht.

Das alltägliche Chaos?

Bridwell: Das alltägliche Chaos, wenn du die Kinder nur die Hälfte der Zeit bei dir hast.

Der Albumtitel „Things are great“ ist dann wohl eher sarkastisch als wörtlich zu verstehen, oder?

Bridwell: Ursprünglich hat aus den Worten nichts als Zynismus und Verzweiflung gesprochen. Eine Scheidung mit vier relativ kleinen Mädchen ist brutal. Ich habe bei Trennungen immer gedacht: Ach naja, die lassen sich halt scheiden, sollen sich nicht so anstellen – bis man selbst drinsteckt. Es hat uns ganz furchtbar das Herz zerrissen. Mittlerweile blicke ich nicht mehr so düster auf mein Leben und denke: Ja, so ist das eben, es geht uns doch gut.

Hast du trotz allem schreiben können?

Bridwell: Erst nach einer Weile wieder. Es gab Zeiten, da hat mir sogar die Kraft gefehlt, zum Briefkasten zu gehen. Hätte ich mich nicht um Lucille kümmern müssen, wäre ich vielleicht gar nicht mehr aufgestanden.

Auch bei Band Of Horses hat es Veränderungen gegeben. Du hast zwei Jungs gehen lassen und zwei neue verpflichtet. Wissen die beiden, worauf sie sich einlassen?

Bridwell: (lacht) Ich hoffe es für sie. Der eine hat schon mal ab 2005 ein paar Jahre bei uns gespielt, aber dann ist er lieber Bergsteigen gegangen. Der andere ist ein echter Punk und hat sich bislang um unser Merchandising gekümmert.

Wieviel Punk schlummert denn in dir?

Bridwell: Oh, so einiges. Ich habe mit 15 die Schule geschmissen, und als 18-Jähriger habe ich auf der Straße gelebt.

Jetzt wirklich?

Bridwell: Ja, auf den Treppenstufen von Kirchen oder in kleinen Höhlen. Mein bestes Schlaflager aber waren immer die Umzugswagen, die du mieten konntest und die hinten an den Türen kein Schloss haben, damit du das noch extra dazu mietest. Da sind meine Kumpels und ich oft nachts reingeschlichen. Das war super – bis auf das eine Mal, als jemand schon früh seinen Van abgeholt hat. Als ich gemerkt habe, der fährt los, bin ich noch schnell rausgesprungen und sehr schmerzhaft auf meinen Rippen gelandet.

Plattencover „Things are great“ von Band Of Horses

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