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Lernen wir „Ben“ jetzt richtig kennen? Macklemore veröffentlicht neues Album

Macklemore

Ben Haggerty lautet der bürgerliche Name von Macklemore. Wie persönlich wird also sein neues Album mit dem Titel „Ben“?

Macklemore benennt sein neues Album nach seinem Vornamen, „Ben“. Verbergen sich also private Gedanken und echte Emotionen dahinter? Mit früheren Songs wie „Otherside“, „Same Love“, oder „Wings“ zeigte sich der Rapper reflektiert bis gesellschaftskritisch in seiner Musik. „Ben“ allerdings klappert zunächst so machen Kalenderspruch ab. Macklemore versucht tiefgründige Themen aufzugreifen, wirkt dabei jedoch aufgesetzt wie in „Day you die“. Er wirft mit den Pseudoweisheiten „No regrets“ oder „Nothing’s permanent“ um sich, die wohl dazu motivieren sollen, das Leben zu genießen.

Auch „No bad Days“ und „1984“ sind leichte, fröhliche Songs, die zwar nicht schwer ins Ohr, jedoch auch nicht unter die Haut gehen. „Maniac“ mit Windser versucht etwas tiefer zu graben und behandelt eine toxische Beziehung. Die „red flags“ werden aber lediglich angedeutet und mit Radio-Popsong-Attitüde von der Dramatik abgelenkt. Es ist ein nettes Stück für zwischendurch.

„Heroes“ bietet eine kurze Abwechslung zu den unauffälligen Songs. Seine Stimme über dem oldschool HipHop-Beat ist eine gewagte Imitation so manchen Rappers der 90er Jahre, Macklemores Hommage an seine Helden wird diesen aber nur schwerlich gerecht. Im Stück „Grime“ kann man zwar gespannt seinem Flow lauschen, wer auf Lyrics achtet, wird hier aber eher mit Fragen zurückgelassen. Der Text klingt nach spontanen Freestyle-Zeilen.

Die vorgegebene Leichtigkeit des Rappers erfährt in „Faithful“ einen düsteren Abbruch. Es ist das wohl am stärksten in Erinnerung bleibende Stück des Albums. Mit seinen dissonanten Klängen hinterlässt es ein schauriges Gefühl. Unterdessen thematisieren Macklemore und NLE Choppa Suizidgedanken inmitten des Versuchs Freude zu finden. Die Zeile „Before you load your gun and shoot just know that she’ll be needing you“ ist der Hoffnungsschimmer in einem Song, der nach Depression klingt.

Die bereits in „Maniac“ angedeutete ungesunde Beziehung wird in „Tears“ noch einmal intensiver behandelt. „And what I thought was love, was really just my disease. I always thought the problem was you and couldn’t believe when I learned that the whole time my issue was me“, scheint das Fazit seiner Aufarbeitung zu sein. Interessant gestaltet sich die Interpretation, dass es hier um sein Drogenproblem gehen könnte. Melodisch verdrängt er die Ernsthaftigkeit des Themas erneut und tarnt das Lied als lockeren Sonntagabend-Ausklang. Im Allgemeinen lässt sich in Macklemores neuer Musik vieles vermuten, doch wenig wird wirklich preisgegeben.

In seinem letzten Stück „Tail Lights“ rappt er die Zeilen „Tail lights ahead as I drive slow. Just a right turn and I find my way home“ und es lässt sich hoffen, dass er tatsächlich seinen Weg zurück zu aussagekräftigeren Inhalten findet. Das Album bietet zwar solide, melodisch, sanft-entspannte Macklemore-Feelgoods, jedoch kaum tiefsinnigen Texte, wie man sie einst von „The Heist“ kannte.

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