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„Alpha Games“ von Bloc Party: Eine kalte Dusche

Gruppenportrait Bloc Party
(Foto: Wunmi Onibudo)

Bloc Party kehren mit dem ruppigen Album „Alpha Games“ zurück. Denn seine zarte Seite lebt Sänger Kele Okereke momentan lieber bei anderen Gelegenheiten aus.

Kele, „Alpha Games“, das neue Album von Bloc Party,  ist ein sehr extrovertiertes, geradezu ekstatisch flirrendes Album. Ein bewusstes Statement für den postpandemischen Exzess?

Kele Okereke: Klares jein. Die Grundgerüste für diese Songs haben wir zum Teil schon 2019 geschrieben. Wir hatten gerade die Tour zu unserem 2005 veröffentlichten Debütalbum „Silent Alarm“ gespielt und fühlten uns dadurch irgendwie verjüngt und voller Esprit. Außerdem ist es für unsere Neuzugänge Louise und Justin das erste Bloc-Party-Album, die beiden sind also eh voller Saft. Und dann kam dieses quälend lange Jahr des Stillstands.

Mit dem du nicht sonderlich gut zurechtgekommen bist?

Okereke: Ich war ruhelos. Um mich selbst zu besänftigen, habe ich in dieser Zeit mein Soloalbum „The Waves“ aufgenommen. Mit sehr ruhigen, meditativen Liedern, auf denen ich tief in mein Inneres schaue. Das habe ich erstmal fertig gemacht, bevor ich mich wieder dem Furor von „Alpha Games“ zugewendet habe. Als Musiker war ich also in ziemlichen Extremen unterwegs. Und die beiden Seiten dieser Medaille sind auch für mich persönlich sehr wichtig. Um glücklich und zufrieden zu sein, brauche ich diese Art von Balance in meinem Leben.

Was macht dich außerhalb der Musik glücklich?

Okereke: Meine Familie, mein Mann und unsere zwei Kinder. Savannah ist jetzt fünf, Eden ist zwei. Seit Eden da ist, bin ich praktisch die gesamte Zeit zu Hause gewesen. Ich habe seine ersten Schritte und seine ersten Worte mitbekommen. Das war sehr, sehr schön und ungeheuer bereichernd.

Singen die Kinder schon mit, wenn Bloc Party läuft?

Okereke: Sie singen bereits, aber mehr so für sich. Bisher ist es auch nicht so gewesen, dass ich ihnen unsere Platten vorspielt und gesagt habe: Hört mal, wie cool euer Rockstar-Daddy das macht. Eigentlich wissen sie auch noch gar nicht, dass ich ein Rockstar-Daddy bin. (lacht)

Wie passt denn dein domestiziertes Papaleben zu zornigen Stücken von „Alpha Games“, etwa „Rough Justice“ oder „The Girls are fighting“? Musstest du im Dienste deiner emotionalen Ausgewogenheit für Bloc Party möglichst wütende Songs schreiben?

Okereke: Ich habe Freude daran gehabt, meine vertraute, heimelige Welt mit der Düsternis dieser oft gebrochenen Charaktere zu konterkarieren, in deren Hirne ich schlüpfte. Diese Abgründigkeit aus mir herauszukitzeln war auch nicht sehr schwer. Es ist ja wahrlich genug passiert, und gerade in England ist es krass gewesen, wie sehr wir unter Missachtung demokratischer Werte, aber mit maximaler politischer Ignoranz regiert wurden – und noch werden. Um Ideen für Lyrics über Lug und Betrug zu bekommen, musste ich nichts weiter machen, als morgens die Zeitung aufzuschlagen.

Du hast dich auf deinem 2019er-Soloalbum „2042“ mit Rassismus auseinandergesetzt. Auf der neuen Platte fehlt das Thema. Ist alles gesagt?

Okereke: Die Realität hat meine erschütterndsten Phantasien übertroffen. Die Bilder des Polizistenmordes an George Floyd werden nie mehr aus meinem Bewusstsein verschwinden. Anderseits redet seitdem die ganze Welt über Rassenungerechtigkeiten.

Der finale, sehr ruhige Song auf der Platte heißt „The Peace Offering“. Wird am Ende alles gut?

Okereke: Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen. Der Song bietet keine Ruhe nach dem Sturm, kein Happy End an – sondern nur ein kaltes, resigniertes und betäubtes Gefühl. Er ist kein heißes Schaumbad, sondern eine kalte Dusche.

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