„Bron – Die Brücke“: Zwei halbe Leichen zwischen Schweden und Dänemark
Bei Netflix und Disney+ kann man die Serie zwar auch streamen, doch jetzt stehen alle 4 Staffeln der skandinavischen Noir-Krimiserie „Bron – Die Brücke“ kostenlos in der Arte-Mediathek und machen ein Wiedersehen dieses Meisterwerks möglich.
In der Arte-Mediathek können ab heute alle vier Staffeln der hervorragenden schwedisch-dänischen Krimiserie „Bron – Die Brücke“ gestreamt werden. Die Krimiserie wurde zwischen 2011 und 2018 gedreht und setzte damals mit Sofia Helen in der Rolle der autistischen Ermittlerin Saga Norén neue Maßstäbe für horizontale Erzählweisen in Krimiserien. Diese Rezension beschränkt sich auf die erste der insgesamt vier Staffeln.
Als auf der Öresundbrücke genau auf der Grenze zwischen Schweden und Dänemark eine Frauenleiche gefunden wird, denkt man zunächst, es handle sich lediglich um eine schwedische Politikerin aus Malmö, doch Unterleib und Beine sind nicht von ihr, sondern waren im Gegensatz zu der frisch ermordeten Stadträtin mehr als ein Jahr eingefrorern und nur zum Ablegen auf der Brücke wieder aufgetaut worden. Sie gehörten eine drogensüchtigen Prostituierten aus Kopenhagen, deren Verschwinden damals kaum für Aufregung gesorgt hatte. Fortan ermittelt neben der schwedischen Ermittlerin Saga Norén (Sofia Helen, „Iris – Die Wahrheit“, „Limbo – Gestern waren wir noch Freunde“) auch der dänische Kommissar Martin Rohde (Kim Bodnia, „Killing Eve“, „Der Brief für den König“) wird in den Fall eingebunden, so dass jetzt grenzüberschreitend kooperiert werden muss. Dass die am Asperger-Syndrom leidende Saga Norén dabei – dramaturgisch gewollt – immer wieder für Schmunzler im zwischenmenschlichen Umgang sorgt, gilt ab sofort nicht nur für ihr schwedisches Kollegium. Doch als Ermittlerin stehen nicht ihre zwischenmenschlichen Defizite im Vordergrund, sondern ihre Fähigkeiten in der Analyse, wobei sie ganz andere Vorgehensweisen an den Tag legt als ihr neuer dänischer Kollege, der schon mal alle Fünfe gerade sein lässt, wenn er dadurch die Ermittlung beschleunigen kann. Doch nicht nur diese persönlichen, oft psychologischen Momente spielen in „Bron – die Brücke“ eine starke Rolle, auch die unterschiedlichen Methoden beider Länder in der Verbrechensbekämpfung auf struktureller Ebene fließen immer wieder als Elemente in die Handlung ein. Und damit ein letztes Wort zur Handlung: Schon bald wird klar, dass der Mörder nicht bei seinen zwei Taten – die sowieso um mehr als ein Jahr auseinander liegen – stehenbleiben wird, er hat eine Agenda, die von langer Hand geplant und auf den ersten Blick politisch motiviert ist.
„Bron – Die Brücke“ war beim Start der Serie international so erfolgreich, dass bereits 2014 eine US-Adaption mit Diane Kruger in der Hauptrolle ausgestrahlt wurde. Von 2018 bis 2023 drehte schließlich Sky drei Staffeln der deutschen Adaption mit dem Titel „Der Pass“ mit Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek in den Hauptrollen als ungleiches Ermittlerpaar aus zwei Ländern.