„Charité – Staffel 4“ bei ARD und Arte: Berlin im Cyberverse
Staffel 4 der Serie „Charité“ startet in der ARD und auf Arte sowie in beiden Mediatheken. Die Arztserie geht mit dieser Staffel in die Zukunft des Jahres 2049 und will die kommende Medizin vorhersagen.
Die 4. Staffel der Krankenhausserie „Charité“ wird den unterschiedlichen Chouchpotatoe-Typen individuell verschieden angeboten: Linear strahlt der Sender Arte die Science-Fiction-Krankebhausserie für Bingewatcher am Stück aus, während die ARD die neue Staffel der Serie „Charité“ im Ersten häppchenweise an drei Tagen präsentiert. Die Mediatheken von ARD und Arte unterscheiden sich lediglich in Bezug auf das Startdatum.
Die Serie „Charité“ gilt seit ihrem Start im Jahr 2017 als gelungene Historienserie, die das Innenleben der weltbekannten Berliner Klink Charité zu unterschiedlichen – historisch relevanten – Zeiten zu einem Spiegel der Zeit macht. Während die erste Staffel Ende des 19. Jahrhunderts spielte und ihre Handlung rund um die Entdeckung des Tuberkolins angelegt war, spiegelte die zweite Staffel das Ende des Zweiten Weltkrieges im Alltag der Klinik, als es dort kriegsbedingt unter der Leitung des Nazigegners Professor Dr. Sauerbruch in der Klinik drunter und drüber ging. Staffel 3 schließlich spielte im Jahr 1961 ganz kurz vor dem Mauerbau. Wurde bereits diese Staffel wenn schon nicht in der Leitung der Klinik, so doch beim Persnal insgesamt deutlich weiblicher, so stehen in der 4. Staffel, die jetzt startet – es gab vorher keine Staffel, die zur Zeit der Wende gespielt hätte – viele Frauen im Jahr 2049 auch in leitender Position. In Bezug auf die Geschlechtergerechtigkeit ist man in der Serie also bedingt optimistisch. In vielen anderen Bereichen eher nicht.
Regie führte bei der jetzt startenden Science-Fiction-Krankenhausserie Esther Bialas („Another Monday“, „So laut du kannst“), am Drehbuch war maßgeblich Tanja Bubbel beteiligt, die als Drehbuchautorin einzelner Folgen der Serie „Biohackers“ bereits medizinischen Sachverstand in dramatische Handlung einzubetten wusste. In der ersten, gesichteten, Folge der neuen Staffel kommt gerade die international anerkannte Maral Safadi (Sesede Terziyan, „WaPo Berlin“) zurück an die Charité. Safadi gehört zur Elite in der Mikrobiom-Forschung und bringt den letzten Schrei an Technik mit nach Berlin, doch schon bald sieht sich die Charité mit einem völlig neuen Bakterium konfrontiert, das angesichts der sich rasch ausweitenden Klimakatastrophe und Temperaturtagesspitzenwerten von 39 Grad eine verheerende Wirkung auf den menschlichen Körper hat – bald muss die Klinik das erste Opfer beklagen. Auch die prognostizierte Gesundheitspolitik der Zukunft spielt in der Serie eine große Rolle: Der Gesundheitsminister muss sich anlässlich eines Empfangs in der Charité durch einen Sperre wütender Demonstrantinnen und Demonstranten kämpfen, ein Gesundheitsscore, gerade erst eingeführt, verhindert die notwendige Operation einer alten Frau, weil sie nicht gesund genug lebt, was ihre Krankenkasse sofort abstraft: Der OP-Computer bleibt digital gesperrt, eine Operation ist somit nicht möglich. Maral Safadis Mutter Seda Safadi (Adriana Altaras, „Titos Brille“) – ebenfalls Ärztin und Chirurgin an der Charité – überwirft sich wegen der Gesundheitsreform zeitweise sogar mit ihrer Tochter. Von Mikroplastik bis zum Locked-in-Syndrom und von modernen gynäkologischen Behandlungsmethoden bis zur Probeoperation an einem Hologramm sowie vom digitalen Cyberverse in der Behandlung bis hin zum Hackerangriff durch Gegner der Gesundheitsreform wird die Zukunft technisch, medizinisch und politisch durchdekliniert. Ob das mit einem doch überdurchschnittlichen Ensemble von Angelina Häntsch („Drift – Partners in Crime“, „German Crime Story: Gefesselt“) über Moritz Führmann („Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“) bis hin zu Gina Haller („Sophia, der Tod und ich“) sowie von Jenny Schily („Das Geheimnis des Totenwaldes“) bis zu Anne-Kathrin Gummich („Das Lehrerzimmer“) gelingt, kann nach Sichtung der ersten Folge nicht entschieden werden. Der Ansatz einer komplexen Handlung, bei der alle Fäden am Ende zusammengeführt werden, ist allerdings deutlich vorhanden.