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Back to the roots? Die Alben der Woche

Spirit Adrift bündeln die Geschichte des Heavy Metal in einen runden Sound, beabadoobee versucht das selbe mit dem Grunge, und Laraaji kehrt zum Klavier zurück. Die Alben der Woche.

Die Alben der Woche blicken diesmal in die Vergangenheit – und entdecken die Zukunft: Spirit Adrift haben einst mit Doom Metal begonnen, haben diesen Sound allerdings Schicht für Schicht abgetragen, bis sie bei den Urahnen angekommen sind. In diesem Proto-Metal-Sound ist nun auch noch Platz für allerhand stilistische Versatzstücke von Thrash- bis hin zu Power- und Speed Metal.

Die Wiener Postpunk-Band Culk hat ihren Sound mittlerweile ähnlich perfektioniert, ist allerdings textlich progressiver als alle deutschsprachige Konkurrenz zusammen. Sängerin Sophie Löw wendet sich auf „Zerstreuen über euch“ sprachlich so elegant wie schneidend gegen tiefverwurzelte patriarchalische Strukturen.

Die einzige, der Retro dagegen nicht (ganz) gelingt, ist die britische Indierock-Hoffnung beabadoobee. Von der heimatlichen Musikpresse bis in den Himmel gelobt, muss ein Album wie „Fake it Flowers“ voll jugendlichem Elan und D.I.Y.-Spontaneität leider angesichts des Hoffnungsbringer-Status doch den Kürzeren ziehen. Schade ist dabei vor allem, dass ihre Songs so gar nicht kalkuliert rüberkommen – aber nicht alles, was den Blick zurückwirft, muss ja notwendigerweise eine Zukunft versprechen. Die Alben der Woche.

Culk: Zerstreuen über euch

Die Alben der Woche: Culk Zerstreuen über euch Albumcover„Du verdrängst mich/und du verkennst mich/ich verrenne mich an dunkle Orte/du kennst keine Worte für mich/und die du für mich hast/führen mich weit weg von Einfluss und Macht“, singt Sophie Löw in „Dichterin“ – und hoffentlich landet das zweite Album von Culk auf dem Schreibtisch all jener weißen, alten Männer im Kulturbetrieb, die partout nicht vom generischen Maskulin lassen wollen. Gerade mal ein Jahr nach seinem Debüt veredelt das Wiener Quartett um Löw seinen zwischen Shoegaze und Postpunk pendelnden Sound mit einem Album, das die tiefverwurzelten patriarchalen Strukturen attackiert.

Natürlich ist beabadoobees Sound nichts Neues, doch auch jenseits der hypebedingten Erwartungen gelingt es einfach keinem der Songs auf „Fake it Flowers“, über das Hören hinaus zu verweilen. „Care“, „Coffee“, „How was your Day?“ – alles okaye Songs, aber fehlt es ihnen an der Sorte Songwriting, die Melodien zwingend macht, an der Sorte Texte, die die besungenen Gefühle erfahrbar machen. beabadoobee aber deshalb in die Schublade eines Marketingversuchs, Rockmusik wieder Mehrheitsfähig zu machen, zu schieben, täte ihr Unrecht. Ihre Musik wirkt durchaus aufrichtig. Vielleicht ist „Fake it Flowers“ ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie medial geschaffene Erwartungshaltungen der Musik Unrecht tun können. beabadoobee wird nicht den Grunge wiederbeleben oder den Rock retten. Muss sie ja aber auch nicht.

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