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Zwischen Ritterkreuz und Kriegsgericht

Ab heute Abend zeigt das ZDF die zweite Staffel der Sky-Eventserie „Das Boot“. Auch in der Mediathek kann sie ab sofort gestreamt werden.

Die Fortsetzung der Kriegsserie „Das Boot“ heute Abend im ZDF geht gut los: Korvettenkapitän Ulrich Wrangel (perfekt durchgeknallt: Stefan Konarske) erhält im Heimathafen La Rochelle zuerst das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes; nur mit diesem bekleidet wird er kurz darauf aus der Badewanne weg verhaftet wegen Meuterei, und mit ihm die gesamte U-Boot-Mannschaft der U 612. Derweil lebt sich Kapitänleutnant Klaus Hoffmann (Rick Okon) in New York immer besser ein, will aber zurück nach Deutschland. Simone Strasser (Vicky Krieps) hat nach dem großen Showdown der ersten Staffel keine ruhige Minute mehr. Der Versuch der Übersetzerin im deutschen Nachrichtendienst, Kriminalrat Hagen Forster (Tom Wlaschiha) zu erpressen, endet in einer großen Racheaktion des Chefs.

Staffel 2 der Kriegsserie nach den Romanen „Das Boot“ und „Die Festung“ von Lothar-Günther Buchheim sowie nach Wolfgang Petersens Spielfilm „Das Boot“ lässt Deutschland Ende 1942 groß aufdrehen. Während in Stalingrad die erste vernichtende Niederlage der Wehrmacht Gestalt annimmt, treibt der deutsche Auslandsgeheimdienst in den USA sein Unwesen, und in La Rochelle müssen Heldinnen und Helden der Widerstandsbewegung dran glauben. Dabei kommt die Serie in der Figurenzeichnung, aber auch filmästhetisch immer wieder aus dem Gleichgewicht. Es ist schlicht nicht nötig, Hauptpersonen Stunden vor ihre brutalen Ermordung emotional erahnen zu lassen, was auf sie zukommt. Man kann sie auch stur ihr Ding tun lassen und dann vom Schachbrett wischen. Will man etwa die Prime-Time-Zuschauer nicht überfordern? Umso erfrischender ist der Auftritt von Robert Stadlober als Smut Hinrich Laudrup, der immer wieder mit kesser Lippe borderlinemäßig ums Kriegsgericht bettelt. Dennoch sind Dialoge oft katastrophal geschrieben; so nimmt man deutschen Figuren ihre Sprache nicht ab, vor allem wenn Militärpersonal mal wieder einen Nebensatz zu viel nimmt, um zum Ziel zu gelangen. Wer Spannung will, ist bei den Regisseuren Matthias Glasner („Blochin“, „Der Freie Wille”) und Rick Ostermann („Wolfskinder“) gut aufgehoben, für zu viele positiv gezeichnete Nazis hingegen können die beiden nichts, die haben die Drehbuchautoren zu verantworten. jw

 

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