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„Das Ende ist beruhigend“ von Carla Kaspari

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(Foto: Frederike Wetzels)

Hat Carla Kaspari mit ihrem Debüt noch die großstädtische Gegenwart seziert, wagt sie mit „Das Ende ist beruhigend“ nun einen Science-Fiction-Roman, der wiederum ganz schön gegenwärtig ist.

„Das Ende ist beruhigend“ von Carla Kaspari ist unsere Buchempfehlung der Woche

Ob als Kurzprosa im Internet oder als Roman: Die grotesken Auswüchse unserer Gegenwart mittels Sprache handhabbar zu machen, oder ihnen wenigstens einen Witz zu entlocken, ist ihre große Stärke. Mit ihrem zweiten Roman „Das Ende ist beruhigend“ scheint sich Carla Kaspari nun allerdings von der Gegenwart zu verabschieden – in Richtung Science-Fiction.

Es ist das Jahr 2130, die 3,5-Marke ist längst geknackt, und der Klimawandel hat die Erde annähernd unbewohnbar gemacht. Eigentlich ein sehr klassisches Setting für eine Klima-Dystopie, ließe Kaspari nicht die Bedrohung als ominöse Ahnung vor der Tür stehen, im sogenannten Außen, und entwirft eine Utopie in der Dystopie: „Spes I“. Ein Ort im Norden Italiens, abgeschirmt von einer Kuppel. Das Gallische Dorf der außerordentlichen Ausgeglichenheit. Wer hierherkommt, ist nicht nur weltoffen und bescheiden, sondern auch ungemein kreativ und talentiert. Genau wie die Malerin und Ich-Erzählerin Esther.

„Spes I“ ist eine nicht enden wollende Meditation unter makellos blauem Himmel. Hier ist die Kommunikation gewaltfrei und der Kaffee entkoffeiniert. Alles ist besänftigend, nichts ist echt: Instagram als Ort. Trotz der wenigen emotionalen Ausschläge, die diese durch einen Weichzeichner gejagte Welt zulässt, beschleicht einen beim Lesen früh eine dumpfe Ahnung, die Kaspari geschickt einsickern lässt: „Spes I“ ist eine Hoffnungs-Farm. Kunst soll hier im wahrsten Sinne künstliche Hoffnung produzieren. Und so ist „Das Ende ist beruhigend“ dann doch näher an der Gegenwart als zunächst erwartet. Nicht etwa wegen der ausgemachten Achtsamkeitstrends. Kaspari hat vielmehr den so gegenwärtigen Hoffnungsfetisch und den darin angelegten Fehler, Hoffnung mit Aktivismus zu verwechseln, antizipiert und zuvorderst einen spannenden Genre-Roman über die Verwertbarkeit und Vermessung der Kunst und unserer Gefühle entwickelt.

Hat es Carla Kaspari mit „Das Ende ist beruhigend“ auf unsere Liste der besten Bücher im Mai 2025 geschafft?

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