„Das Lied des Propheten“ von Paul Lynch
„Das Lied des Propheten“ von Paul Lynch ist ein Appell, die entstehenden autoritären Regime der Gegenwart zu bekämpfen.
„Das Lied des Propheten“ von Paul Lynch ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Als Eilishs Mann von der neuen Geheimpolizei abgeholt wird, glaubt sie noch an eine Verwechslung. Kurz darauf ist Larry verschwunden, sie bekommt nur ausweichende Antworten, als sie nach ihm sucht. So beginnt der Abstieg Irlands in eine nur vage umrissene Diktatur, bald darauf bricht ein Bürgerkrieg aus. Während die immer weiter isolierte Eilish versucht, ihre Kinder und ihren dementen Vater zu schützen, kann sie nur tatenlos dabei zusehen, wie Dublin in einem Albtraum aus Geheimnissen und Gewalt versinkt. Fliehen will sie nicht, um Larry nicht zurückzulassen – aber hat sie womöglich zu lange gewartet?
In langen Absätzen, aber immer mit äußerst präziser Sprache fängt Lynch das so graduelle wie unaufhaltsame Abgleiten in die Katastrophe ein. Dass Eilish und ihre Familie hier in einem dystopischen Szenario das durchmachen, was für die aktuell nach Europa Flüchtenden längst Realität ist, wird dabei mit jeder Seite offensichtlicher. Womöglich hofft Paul Lynch, dass seine Leser:innen mehr Verständnis für Verfolgte aufbringen, die dieselbe Hautfarbe und dieselben Vornamen haben wie sie. Im besten Fall wird „Das Lied des Propheten“ tatsächlich ein paar Herzen öffnen – eindringlich genug ist es allemal.
Mit „Das Lied des Propheten“ hat es Paul Lynch auf unsere Liste der besten Bücher im Oktober 2024 geschafft.