„Das Narrenschiff“ von Christoph Hein

Christoph Hein hat mit „Das Narrenschiff“ ein Panorama der DDR geschrieben, doch sein Buch gleicht eher einem ausführlichen Protokoll von Menschenleben denn einem belletristischen Roman.
Christoph Hein hat mit „Das Narrenschiff“ ein Panorama der DDR geschrieben. Aber wie das so ist mit Panoramen: Für den großen Überblick muss man auf Details verzichten, in diesem Fall ist es die Feinzeichnung der Charaktere. Heins fiktives Personal besteht aus zwei aus dem Moskauer Asyl heimkehrenden Kommunisten stalinscher Prägung und ihren Frauen sowie einem schwulen, jüdischen Literaturwissenschaftler und Shakespeare-Experten, der nach seinem beruflich erfolgreichen Exil in die DDR zieht, wo er die Zensurbehörde für Kinderfilme leiten muss.
Ihre Freundschaft zeigt die unterschiedliche Reaktion auf einschneidende Ereignisse wie den niedergeschlagenen Aufstand in der DDR am 17. Juni 1953, den Mauerbau von 1961, Nikita Chrustschows Bruch mit Stalin in der Geheimrede von 1965 und natürlich das Ende der DDR 1989/90. Ein hölzerner Ton im Schreibstil verhindert leider jegliche sinnliche Wahrnehmung der Protagonisten, alle Schilderung bleibt trockene Behauptung, weshalb das Buch eher einem ausführlichen Protokoll von Menschenleben gleicht denn einem belletristischen Roman.
Mit „Das Narrenschiff“ hat es Christoph Hein auf unsere Liste der besten Bücher im Juni 2025 geschafft.