„Alter Ego“ von David Orlowsky und David Bergmüller: Da haben sich zwei gefunden
Eher zufällig ist Klarinettist David Orlowsky auf den Lautenspieler David Bergmüller gestoßen. Doch schon jetzt klingt das Duo auf dem Album „Alter Ego“ wie aus einem Guss.
Zugeben, dass man erschöpft ist, und auch mal die Zügel schleifen lässt: Das ist für viele von uns nicht einfach, am wenigsten wohl für professionelle Musiker. Umso beeindruckender, dass David Orlowsky 2019 genau das getan hat, als er nach 21 gemeinsamen Jahren sein Trio aufgelöst hat. „Es war Zeit für etwas Neues“, sagt der Klarinettist dazu. „Hinzu kam, dass das Trio mit seiner intensiven Konzerttätigkeit sehr viel Kraft gebunden hat.“
So hatte Orlowsky mehr Zeit für neue Projekte – und, wenn er mal nicht so wild aufs Üben war, zum Anschauen von Videos im Internet. Bei einem davon ist er hängen geblieben: Es zeigte den Lautenisten David Bergmüller. Für Orlowsky ein Erweckungserlebnis: „Ich war hingerissen von seinem Spiel und habe ihm sofort geschrieben, ob wir uns treffen wollen.“ Wie gut dieses Treffen gelaufen ist? Nur so viel: Die beiden Davids haben ein gemeinsames Album veröffentlicht und es „Alter Ego“ genannt, auf dem Cover verschmelzen ihre Gesichter zu einem.
Das ist nicht so naheliegend, wie es vielleicht klingt, denn Laute und Klarinette sind keine etablierte Kombination, und so mussten Orlowsky und Bergmüller erst einen gemeinsamen Ansatz finden. Umso mehr überrascht, wie harmonisch und homogen „Alter Ego“ vom Opener an klingt. „Eileen“ war auch das erste Stück, dass die beiden Musiker zusammen komponiert haben. Und wieder war ein entspannter Moment der Ausgangspunkt: „Wir saßen in meinem Wohnzimmer in Berlin und hatten eigentlich gerade Pause gemacht“, erzählt Orlowsky. „Auf einmal hat David diese Akkorde gespielt … Die Luft hat angefangen zu flirren und ich bin eingestiegen. Daraus wurde unser erstes gemeinsames Stück.“
Neben Eigenkompositionen finden sich auf „Alter Ego“ vor allem Stücke von britischen Komponisten wie Henry Purcell, Thomas Preston oder John Dowland. Wie Dowland war auch Giovanni Kapsperger, dessen dynamische „Toccata arpeggiata“ den Schlussstrich zieht, als Lautenist bekannt. Welcher der beiden David wohl diese Lieder vorgeschlagen hat? Letztlich spielt es keine Rolle, denn Orlowsky und Bergmüller denken im Gleichtakt. Sie finden das Moderne in den alten Kompositionen und orientieren sich bei ihren eigenen Stücken an den Vorbildern. So schaffen sie mit minimalen Mitteln eine zeitlose Atmosphäre. Was für ein Glück, dass Orlowsky an jenem Abend keine Lust zum Üben hatte.