„Totstück“ von Denise Mina: Schottisches Schicksal
Die schottische Krimiautorin Denise Mina blickt in ihrem Noir „Totstück“ auf das verarmte Glasgow der 1980er Jahre zurück.
„Totstück“ von Denise Mina („Blut Salz Wasser“, „Götter und Tiere“) zeigt: Wer sich in Glasgow auf die Suche nach seiner Herkunft begibt, muss auf das Schlimmste gefasst sein. Nach dem Tod ihrer Adoptivmutter und der Trennung von ihrem Partner will die schwangere Ärztin Margo Dunlop endlich das Geheimnis um ihre leibliche Mutter ergründen.
Alte Briefe führen sie zu ihrer Tante Nikki, von der sie erfährt, dass diese und ihre Mutter Susan Ende der 1980er Jahre heroinabhängige Prostituierte waren. Die damals minderjährige Susan ist kurz nach Margos Geburt einem Mord zum Opfer gefallen. Durch die Beschäftigung mit der Vergangenheit sowie der damit einhergehenden Selbstfindung ist Margo verunsichert: Begibt sie sich gerade auf einen unsicheren Pfad? Denn Nikki will Margo dazu bringen, den Mann zu überführen, den sie für den Mörder hält und der sie angeblich weiterhin mit Drohungen unter Druck setzt. Margo riskiert durch die Suche nach dem Mörder zunehmend die Sicherheit ihrer bürgerliche Existenz. Am Ende muss sie gar mit der Frage hadern, ob sie ihren Eid als Ärztin brechen soll, um mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. Die mit zahlreichen Literaturpreisen geehrte schottische Krimiautorin Denise Mina blickt in ihrem Noir auf das verarmte Glasgow der 1980er Jahre zurück. Dabei erinnert sie eindringlich an die Schicksale der jungen Sexarbeiterinnen, die ihr Leben riskiert haben und zugleich von der Gesellschaft verachtet wurden. In „Totstück“ zeigt Denise Mina mit ihrer Figur Margo den Kontrast zur heutigen Kulturmetropole, die ihre Vergangenheit gerne verleugnen will. Sie ergründet mit feingezeichneter Kriminalliteratur die Seele Glasgows und gibt den Verlorenen eine Stimme.