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„Der Helsinki Effekt“: Diplomatie mitten im Kalten Krieg

Der Dokumentarfilm „Der Helsinki Effekt“ läuft jetzt in den Kinos.
Summer, 1982. Yalta, Crimea Region, Ukrainian SSR, USSR. General Secretary of the CPSU Central Committee, Chairman of the Presidium of the USSR Supreme Soviet Leonid Brezhnev talks on the phone at the Glitsiniya (Wisteria) state dacha in the village of Nizhnyaya Oreanda. The exact date of the photograph is unknown. Der Dokumentarfilm „Der Helsinki Effekt“ läuft jetzt in den Kinos. (Foto: BREZHNEV ON THE PHONE / @ Vladimir Musaelyan)

Als Verhandeln noch im Mittelpunkt stand: Arthur Francks Doku „Der Helsinki Effekt“ widmet sich dem größten Diplomatie-Marathon aller Zeiten so humorvoll wie faktenreich.

Kurzweiliger kann man Diplomatie nicht in eine Dokumentation packen: Regisseur Arthur Franck hat für „Der Helsinki Effekt“ unendlich viel Bildmaterial gesichtet und dann zu einem wunderbaren Film montiert, der jetzt in die Kinos kommt.

Dieser Dokumentfilm von Arthur Franck ist selbstironisch, oft auch satirisch und immer auch mit dem Willen zur Pointe und hat in der deutschen Synchro mit Bjarne Mädel („Unterleuten“, „Kranitz“) auch einen hervorragenden Sprecher. In der Aussage aber ist er ein Appell an die unermüdliche Diplomatie, wie man sie heute gar nicht mehr kennt, am Beispiel der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) von 1975. Der ganze Film ist aus Sequenzen der Berichterstattung von dieser so einmaligen wie langwierigen und fast schon zermürbenden Bemühungen um eine Einigung am Tisch der Diplomatie montiert. Hinzu kommt die Vertonung von O-Tönen der Politiker aus geheimen Dokumenten, die Arthur Franck sichten konnte und per KI-Stimme aller in Frage kommenden Personen in den Film einbaute. Damals – Anfang der 1970er Jahre – wollte der sowjetische Generalsekretär der KPdSU Leonid Breschnew (Foto) unbedingt die Grenzen vertraglich absichern, nach mit dem Ende des 2. Weltkriegs entstanden waren und die sowohl von der BRD wie auch der DDR nicht akzeptiert wurden. Für die vertragliche Zusicherung der Grenzen ging die Sowjetunion schließlich Kompromisse ein, die in den kommenden Jahrzehnten starke Konsequenzen nach sich ziehen sollten. „Der Helsinki Effekt“ ist eine Hymne auf die Diplomatie alter Schule und könnte deshalb heute durchaus Kritik auf sich ziehen, weil Moral und die Weigerung, sich bei Verhandlungen in den politischen Gegner hineinzuversetzen, schon seit längerem über allem stehen. Ein Film zur richtigen Zeit also und dazu noch mit wunderbarer Komik ausgestattet.

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