„Der zweite Roman“: Verena Keßler wird ausgezeichnet
Für Debüts gibt es viele Preise, doch Verena Keßler wird Ende November für ihren zweiten Roman „Eva“ geehrt.
Verena Keßler wird für ihren Roman „Eva“ (Hanser Berlin) mit dem Literaturpreis „Der zweite Roman“ ausgezeichnet, der von der Christian & Ursula Voß Stiftung erstmals vergeben wird und mit 4.000 Euro dotiert ist. Die Jury – Rainer Moritz (Literaturhaus Hamburg), Thomas Andre (Hamburger Abendblatt) und Nefeli Kavouras (freie Literaturvermittlerin und Autorin) – sichtete für ihre Entscheidung deutschsprachige zweite Romane, die in den Jahren 2022 und 2023 veröffentlicht wurden.
Ein wohl komponiertes Psychogramm vierer Frauen
Die Jury begründet ihre Entscheidung so: „Wie schreibt man über die großen Fragen des Lebens, die uns alle betreffen? Mit ihrem zweiten Roman ,Eva‘ gelingt Verena Keßler ein wohl komponiertes Psychogramm vierer Frauen, deren Ansichten und Lebensentwürfe kaum unterschiedlicher sein könnten. Zum Glück schafft Keßler es aber mit Hilfe ihrer klaren Sprache und der feinsinnigen Figurenerzählung, dass Leser:innen ihren Figuren überallhin folgen wollen.“ Die öffentliche Preisverleihung findet am 26. November 2024, um 19.30 Uhr im Literaturhaus Hamburg statt. Die Laudatio hält Nefeli Kavouras.
Worum geht es in „Eva“ von Verena Keßler?
Was, wenn Sina nicht schwanger werden kann? Wenn Mona nie Kinder bekommen hätte? Wäre die Welt dadurch ein besserer Ort? Ja, findet Klimaaktivistin Eva Lohaus: Nur ein Geburtenstopp kann unseren Planeten noch retten. Während sie mit den Konsequenzen ihrer radikalen Vision kämpft, hadern die Schwestern Sina und Mona mit ihren eigenen Lebensentwürfen. Aus der Ferne beneiden, aus der Nähe bemitleiden sie sich, gemeinsam versuchen sie, Verantwortung und Erwartungsdruck zu widerstehen. Doch erst die Begegnung mit Monas neuer Nachbarin verändert unseren Blick aufs Muttersein wirklich. Was spricht heute gegen, was für eigene Kinder?
Verena Keßler über ihren Roman „Eva“:
„Ich kann mich mit allen vier Frauen identifizieren, weil hinter jeder ihrer Geschichten Fragen stehen, die ich mir selbst stelle: Woher weiß man, ob man Mutter sein möchte? Was, wenn man sich dafür entscheidet, der Körper aber nicht mitmacht? Gibt es einen Ausweg, wenn man die Mutterschaft bereut? Wie damit umgehen, dass man seine Kinder nicht vor allem Leid bewahren kann? Eva selbst fällt ein bisschen raus, ihre Frage betrifft nicht nur das Persönliche, sie ist größer und letztlich müssen sich auch die anderen Figuren damit auseinandersetzen: Was bedeutet es, im Angesicht der Klimakatastrophe noch Kinder zu bekommen?“
Verena Keßler, geboren 1988 in Hamburg, lebt in Leipzig, wo sie am Deutschen Literaturinstitut studiert hat. Ihr Debütroman „Die Gespenster von Demmin“ aus dem Jahr 2020 wurde für zahlreiche Preise nominiert und mit dem Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium ausgezeichnet. „Eva“ aus dem Jahr 2023 ist ihr zweiter Roman.
Schatten über der Kleinstadt: Verena Keßler im kulturnews-Interview zu ihrem Debüt „Die Gespenster von Demmin“