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Die besten Bücher 2020: Fünf Empfehlungen für den April

Die besten Bücher 2020: Fünf Empfehlungen für den April

Neuerscheinungen von T. C. Boyle, Verena Günther und Leona Stahlmann: Wir haben die Top 5 der besten Bücher im April 2020 zusammengestellt.

 

In den Erzählungen von T. C. Boyle schlägt die Natur zurück, Verena Günthers Protagonist*innen ziehen in den Wald und Leona Stahlmann verbindet BDSM mit einer zarten Coming-of-Age-Geschichte: Die besten Bücher im April 2020.

T. C. Boyle Sind wir nicht Menschen Buchcover5.  T.C. Boyle: Sind wir nicht Menschen

Es mag Boyles Liebe zur Natur geschuldet sein, dass sie in fast allen Geschichten die Oberhand behält und mit Überschwemmungen, Dürren und ausbrechenden Tigern zurückschlägt. Auch wenn das Milieu vieler Protagonist*innen nach einigen Geschichten redundant ist – kreativ tätiger Mann mit Collegeabschlfss trifft in Vorstadt auf kreativ tätige Frau mit Collegeabschluss – , sorgen verschiedene Erzählperspektiven für Abwechslung. Vom triebgesteuerten Innenleben eines ausgebrochenen Tigers bis zum Familienvater, dessen Beziehung zu seiner Tochter unter dem zwanghaften Gebrauch einer Erinnerungsmaschine leidet: Boyle beleuchtet alle erdenklichen Schichten der Apokalypse.

T.C. Boyle Sind wir nicht Menschen – Hanser, 2020, 400 S., 23 Euro

Aua d. Engl. v. Dirk van Gunsteren

 

Tanya Tagaq: Eisfuchs Buchcover4. Tanya Tagaq: Eisfuchs

Die Handlung und die Sprache sind unstet und fragmentarisch: Tagaq springt zwischen Coming-of-Age, Gedichten, Briefen an anonyme Adressaten und einer magisch-realistischen Visionssuche, in der sich die Protagonistin durch eine Verbindung mit ihrem kulturellen Erbe empowert. Nicht trotz, sondern gerade wegen der mitunter desorientierenden und verblüffenden Sprünge gelingt es der Autorin vor allem, ein intimes und persönliches Porträt zu zeichnen, das die notwendige und dringliche Anklage der Gräuel der Residential Schools sogar noch transzendiert.

Tanya Tagaq Eisfuchs – Kunstmann, 2020, 196 S., 20 Euro

Aus d. Engl. v. Anke Caroline Burger

 

Die besten Bücher im April: Verena Güntner Power Buchcover3.  Verena Güntner: Power

Kinder auf der Suche nach einem entlaufenen Hund in den Wald und leben als Rudel: Natürlich ist der absurde Plot von Verena Güntners zweitem Roman als Parabel zu lesen, auch wenn sich die 44-jährige Autorin der Eindeutigkeit verweigert: Mit „Power“ thematisiert sie Ausgrenzung, Entfremdung, die Auflösung familiärer Zusammenhänge und das Weiterreichen von Schmerz. Mit der elfjährigen Kerze erschafft Güntner eine unvergessliche Heldin, die ihren Kampf für kindliche Freiräume nicht von desillusionierten Großstädtern vereinnahmen lässt, das Wort immer wieder an einen Nichtgott richtet und bei all ihrer Verantwortung für die Gemeinschaft der Kinder auch gegen eigene Geister zu kämpfen hat.

Verena Güntner Power – Dumont, 2020, 256 S., 22 Euro

 

Abbas Khider Palast der Miserablen Buchcover2. Abbas Khider: Palast der Miserablen

Khider hat – literarisch verfremdet – in seinem neuen Roman die eigene Kindheit und Jugend im Irak in starken Bildern verarbeitet. Sein Ton ist fast heiter – ein Wunder angesichts der schlimmen Ereignisse, von denen er berichtet: Die Flucht mit den Eltern und der Schwester aus dem Süden in die Hauptstadt und dort das Leben zwischen Wänden aus Müll. Schule und die Flucht in die Welt der Bücher sind schließlich seine Rettung.

Abbas Khider Palast der Miserablen – Hanser, 2020, 320 S., 23 Euro

 

 

Leona Stahlmann Der Defekt Buchcover – unser Favorit der besten Bücher im April.1. Leona Stahlmann: Der Defekt

In der Literatur wird BDSM gern sensationslüstern ausgestellt, doch Leona Stahlmann richtet in ihrem Debüt den Blick lieber nach innen und verhandelt das Thema in Kombination mit einer Coming-of-Age-Geschichte: Die 16-jährige Mina wächst in einem kleinen Dorf im Schwarzwald auf. Sie lernt den zwei Jahre älteren Vetko kennen und geht mit ihm eine zwischen Lust und Schmerz pendelnde Verbindung ein. Mina begreift ihre von der Norm abweichende Sexualität als einen Defekt, und als Vetkos Forderungen immer existenzieller werden, stellt sie sich die Frage, wie weit sie bereit ist zu gehen – unser Favorit der besten Bücher im April 2020.

Leona Stahlmann im Interview zu „Der Defekt“.

Leona Stahlmann Der Defekt – Kein & Aber, 2020, 272 S., 22 Euro

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