Die besten Krimis 2022: Empfehlungen für den April
Wo findet man guten Thrill für die Osterferien? Die besten Krimis im April 2022 mit Arne Dahl, David Lagercrantz und Steph Post
Große Namen prägen den April: Arne Dahl beendet mit „Null gleich eins“ seine erfolgreiche Berger/Blom-Reihe, David Lagercrantz startet eine neue Krimireihe, nachdem er Stieg Larsson „Millennium“-Trilogie um drei Thriller auf gleichem Niveau ergänzt hat, und die schwedischen Krimiautoren Mollig & Nyström legen nach „Der andere Sohn“ nun mit „Die andere Schwester“ nach. Aber wer von ihnen wird am Ende unsere Liste der besten Krimis im April 2022 anführen? Vielleicht machen ja auch Außenseiter:innen das Rennen. Riku Onda etwa, die sich in „Die Aosawa Morde“ an der Origami-Technik orientiert und unterschiedliche Interpretationen eines Tathergangs zu einer kunstvollen Erzählfigur faltet, welche die mehrdimensionale Wahrnehmung der Wirklichkeit anhand soziale Unterschiede und Sinneseindrücke veranschaulicht. Oder wird Kotaro Isaka unsere Liste der besten Krimis im April 2022 anführen? Wie gut sein Thriller „Bullet Train“ ist, belegt die Tatsache, dass schon im Juli die Verfilmung mit Sandra Bullock und Brad Pitt ins Kino kommt. auch Steph Post hat das Zeug, sie etablierten Kolleg:innen abzuhängen und sich den Spitzenplatz auf unserer Liste der besten Krimis im April 2022 zu sichern. Sie setzt gleich im ersten Band der Judah-Trilogie die Duftmarke für ihre Variante des Florida-Noir: Post überzeichnet genüsslich testosterongesteuertes Männergehabe und lässt es nach gekochtem Meta, Tequilakotze und nassem Pittbull riechen.
Die besten Krimis im April 2022
10. Martin Maurer: Der Kreis
In der auf wahren Fällen basierenden Krimiserie decken Kommissar Marzek und Graziella Altieri im München des Jahres 1984 die Hintergründe politischer Morde auf.
Dumont, 2022, 352 S., 18 Euro
9. Frank Goldammer: Im Schatten der Wende
Die Mauer ist weg, doch nicht jeder darf machen, was er will: Tobias Falck vom Kriminaldauerdienst Dresden jagt 1989 zusammen mit einer westdeutschen Kollegin einen Killer.
dtv, 2022, 368 S., 16,95 Euro
8. Greg Buchanan: Sechzehn Pferde
Nahe einer englischen Küstenstadt werden eingegrabene Pferdeköpfe gefunden. Detective Nicols und eine Tierärztin enthüllen Verbrechen, die das pure Böse offenlegen.
S. Fischer, 2022, 448 S., 22 Euro
Aus d. Engl. v. Henning Ahrens
7. Robert Thorogood: Mrs Potts’ Mordclub und der tote Nachbar
Es gibt sie noch, die schrulligen englischen Detektiv-Damen! Die alleinstehende 77-jährige Judith Potts lebt in der beschaulichen Kleinstadt Marlow, badet nackt in der Themse, betrachtet Scotch als Medizin und hält ihre Kombinationsgabe wach, indem sie als Kreuzworträtsel-Autorin arbeitet. Als sie Zeugin eines Mordes im Nachbarhaus wird, die Polizei jedoch fantasielos bleibt, gründet sie zusammen mit der Hundesitterin Suzie und der Pfarrersfrau Becks den Marlow Murder Club.
Kiwi, 2022, 416 S., 12 Euro
Aus d. Engl. v. Ingo Herzke
6. Arne Dahl: Null gleich eins
Jeweils am 5. März, April und Mai wird in Stockholm eine Leiche gefunden. Die ungleichen Todesarten deuten zunächst nicht auf eine Verbindung zwischen den Morden hin. Doch Kommissarin Desiré Rosenkvist erkennt in den ähnlichen Fundorten einen Zusammenhang und bittet Sam Berger und Molly Blom um Unterstützung, da ein nächster Mord im Juni wahrscheinlich ist. Obwohl das Ermittlerduo nur noch harmlose Betrügereien aufklären will, lässt es sich noch mal auf ein Rätselraten gegen die Zeit ein. Bald wird klar, dass der Serientäter mit versteckten Hinweisen eine Schnitzeljagd mit ihnen spielt: Durch Videoclips und Zahlenrätsel führt er sie immer näher zu sich hin. Arne Dahl beherrscht das Einmaleins des feinsten Schweden-Thrills. So addieren sich die Hinweise langsam zu einer Lösung, die buchstäblich atemberaubend ist und mit der selbst erfahrene Krimifans nicht rechnen.
Piper, 2022, 464 S., 17 Euro
Aus d. Schwed. v. Kerstin Schöps
5. Riku Onda: Die Aosawa Morde
In den 1970er-Jahren veranstaltet die japanische Ärztefamilie Aosawa eine große Geburtstagsfeier, zu der sie sich die Getränke bringen lässt. Doch der Sake und die Limonaden enthalten Zyanid: 17 Personen sterben qualvoll durch Vergiftung. Nur durch Zufall entgeht die blinde zwölfjährige Hisako als einziges Familienmitglied dem Massenmord. Ihre Äußerungen von einem eigentümlichen blauen Raum sowie einer Kräuselmyrtenblüte bleiben rätselhaft und werden als Verdrängung der Ereignisse abgetan. Da der Kurier, der die Getränke geliefert hat, Selbstmord begeht, wertet die Polizei dies als Schuldeingeständnis. Sein Motiv jedoch bleibt ungeklärt. Riku Onda folgt in ihrem multiperspektivisch angelegten Kriminalroman keinem gängigen Schema: Durch Zeitungsberichte und Interviews mit den Zeugen umrahmt sie die Nachforschungen eines Detektivs und lässt eine Buchautorin recherchieren, um Jahrzehnte nach dem Verbrechen dessen Hintergründe zu ergründen.
Atrium, 2022, 368 S., 22 Euro
Aus d. Japan. v. Nora Bartels
4. Kotaro Isaka: Bullet Train
Zugtoiletten sind grausliche Orte. Erst recht, wenn sie als Leichendepots dienen. Doch wenn fünf Killer dieselbe Bahn nehmen, braucht es eben Stauraum für die Entsorgung. Der japanische Autor Kotaro Isaka stellt von Abfahrt an die Weichen für eine amüsante wie abgedrehte Reise ohne Rückfahrschein, die in einem Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug spielt. Hier passiert nichts nach Fahrplan: Zwischen den Abteilen gibt es tragische Verwicklungen, im Gewühl kommt ein Geldkoffer abhanden, und dummerweise verstirbt auch noch ein Entführungsopfer. Ob das Killerpärchen Lemon und Tangerine, der glücklose Nanao, der mordlustige 14-jährige Oji oder der rachsüchtige Kimura die Oberhand behält, bleibt bis zur Endstation spannend.
Hoffmann und Campe, 2022, 384 S., 22 Euro
Aus d. Japan. v. Katja Busson
Die besten Krimis im April 2022
TOP 3
3. Mohlin & Nyström: Die andere Schwester
Mohlin und Nyström führen im zweiten Thriller ihrer Karlstad-Krimireihe den getriebenen John Adderley an seine Grenzen. Nicht nur muss er versteckte Mikrofone und Kameras austricksen und durch manipulierten Spuren sowie Falschaussagen seine schwedischen Polizeikollegen täuschen. Um den Plan brutaler Kartell-Killer zu durchkreuzen, steht John vielmehr vor der perfiden Entscheidung, ob er skrupellos das Leben seiner Freunde opfert, um sich selbst zu retten. Dabei gelingt es den beiden Krimiautoren, fast ausweglos erscheinende Situationen überraschend zu drehen. Die sich raffiniert überlagernden Handlungsstränge führen zu Wechselwirkungen mit dem Mordfall, die nicht nur John gelegen kommen.
HarperCollins, 2022, 384 S., 22 Euro
Aus d. Schwed. v. Ursel Allenstein u. Max Stadler
2. David Lagercrantz: Der Mann aus dem Schatten
Da muss jetzt mal ein Fachmann ran: Im Jahr 2003 wird in Stockholm der Fußballschiedsrichter Jamal Kabir nach dem Spiel zweier Jugendmannschaften mit einem Stein erschlagen. Als offensichtlicher Täter gilt Giuseppe Costa, der impulsive italienische Vater eines Spielers. Diesem ist jedoch kein Geständnis abzuringen. So zieht der Polizeichef den Psychologen Hans Rekke hinzu, der für seine brillante Kombinationsgabe und Verhörtaktik bekannt ist. Rekke zerlegt die Beweisführung gegen Costa, die seiner Expertise nach auf Vorurteilen, falschen Beobachtungen und Denkfehlern beruht. Ausgerechnet der unerfahrenen Polizistin Micaela Vargas bescheinigt er, die richtigen Fragen zu stellen. Vargas hat als Chilenin selbst einen Migrationshintergrund, wohnt im Problemviertel Husby und kennt sich im Einwanderermilieu aus. Zusammen mit Rekke führt sie trotz vieler Widerstände die Nachforschungen weiter. Da Kabir aus Afghanistan geflohen ist, nachdem er dort anscheinend gefoltert wurde, ergründet das ungleiche Ermittlerduo die Hintergründe des Mordes in dessen Vergangenheit.
Heyne, 2022, 480 S., 24 Euro
Aus d. Schwed. v. Susanne Dahmann
1. Steph Post: Lightwood
Der Mensch muss jeden Tag aufs Neue entscheiden, ob er sich dem Guten verschreibt oder den Verlockungen des Bösen folgt. Judah Cannon hat nach drei Jahren im Florida State Prison eigentlich die Schnauze voll von Abzocke und Randale. Zusammen mit seiner neuen Freundin Ramey will er runter von der schiefen Bahn, auf die er nicht geraten, sondern schon geboren ist. Wenn man aber einer Sippe von Psycho-Hillbillys angehört, wird so eine Entscheidung schnell wieder zunichte gemacht. Papa Sherwood bläst zum Raubüberfall auf die Bikerbande Scorpions, bei dem dann auch satte 150 000 Dollar aus deren Harley-Satteltaschen erbeutet werden. Die Hälfte des Drogengelds gehört jedoch der Pfingstpredigerin Tulah, die sowohl Gott als auch Satan an ihrer Seite weiß. Sie macht fortan sowohl den Cannons als auch den Scorpions die Hölle heiß, um ihre Kohle zurückzuholen. Ihren Drohungen verleiht sie dabei mit eindeutigen Bibelzitaten sowie Klapperschlangen den nötigen Nachdruck und entfacht so ein Feuer der Gewalt, bei dem nicht nur ihre Kirche renovierungsbedürftigen Schaden nimmt. Steph Post setzt gleich im ersten Band der Judah-Trilogie die Duftmarke für ihre Variante des Florida-Noir: Sie überzeichnet genüsslich das testosterongesteuerte Männergehabe des Cannon-Clans und der Scorpions, in deren termitenverseuchten Men-Caves es nach gekochtem Meth, Tequilakotze und nassem Pittbull riecht.
Polar, 2022, 448 S., 16 Euro
Aus d. Engl. v. Kathrin Bielfeldt