Die besten Krimis 2022: Empfehlungen für den September
Wenn die Nächte wieder länger werden … Die besten Krimis im September 2022 mit Ian Rankin, Tove Alsterdal, Christoffer Carlsson und Max Annas.
Die Nächte werden wieder länger, und die Herbstsaison beginnt: Höchste Zeit, sich einen Vorrat an spannenden Krimis für die dunkle Jahreszeit anzulegen. Kein Monat ist so umkämpft wie dieser: Welches Buch schafft es auf Platz eins unserer Liste der besten Krimis im September 2022? Ein heißer Kandidat ist natürlich Max Annas, der mit „Der Fall Daniela Nitschke“ den dritten Teil seiner Morduntersuchungskomission-Serie vorlegt. Geballte Schwedenpower kommt von Christoffer Carlsson, Tove Alsterdal und dem Duo Nevala & Karlsson. Oder schafft es Castle Freeman auf die Spitzenposition unserer Liste mit den besten Krimis im September 2022?
Eine Sensation ist natürlich auch das im Nachlass von William McIlvanney gefundene Prequel zu seiner Jack-Laidlaw-Trilogie, das dann von Ian Rankin vollendet wurde. Auch Johann Harstad ist ein großer Coup gelungen, indem er für „Auf frischer Tat“ den Kurzkrimiautor Frode Brandeggen erfunden hat. Und schließlich ist da noch Gerhard Henschel: Womöglich steht er mit der Satire „SoKo Börsenfieber“ ganz oben auf unserer Liste der besten Krimis im September 2022?
Die besten Krimis im September 2022
9. Michael Boenke: Leberwurscht letal
Im Schlachtraum aufgehängt, mit Messern gespickt und den Rachen mit Leberwurst Royal vollgestopft: Kein schöner Tod für das It-Girl der oberschwäbischen Fleischbranche! Privatdetektiv Bönle ermittelt im Auftrag ihres Ehemanns, wer hinter der Schweinemaske steckt und zu solch einer Sauerrei fähig ist. Krimi-Schlachteplatte aus der Provinz – mit Witz serviert.
Gmeiner, 2022, 320 S., 18 Euro
8. Gerhard Henschel: SoKo Börsenfieber
Nach „SoKo Heidefieber“ und „SoKo Fußballfieber“ bringt Gerhard Henschel mit „SoKo Börsenfieber“ den dritten Band seiner Überregionalkrimis heraus – allesamt groteske Krimisatiren. Als bei Bad Bevensen ein Bankangestellter tot im Elbeseitenkanal gefunden wird, ist das nur der Anfang einer Serie von Morden an Bankern weltweit …
Hoffmann und Campe, 2022, 288 S., 18 Euro
7. Tina Nevala u. Henrik Karlsson: Dämmerung. Falsch.
Die neue Kunstfälscherinnen-Reihe von Tina Nevala und Henrik Karlsson startet mit „Dämmerung. Falsch.“ gleich gekonnt durch. Mit sympathischen Protagonistinnen in Geldnot, die erfrischend unberechenbare Wege gehen und einem cleveren Plot, der Lust auf mehr macht.
Dumont, 2022, 384 S., 12 Euro
Aus d. Schwed. v. Karoline Hippe
6. Tove Alsterdal: Sturmrot
„Sturmrot“ spielt in der nordschwedischen Region Ådalen. Tove Alsterdal überrascht zum Auftakt ihrer Eira-Sjödin-Trilogie mit einem zugleich schonungslosen wie warmherzigen Blick auf ein Kleinstadtmilieu, das sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen schwertut.
Rowohlt, 2022, 480 S., 17 Euro
Aus d. Schwed. v. Hanna Granz
TOP 5
5. Max Annas: Der Fall Daniela Nitschke
Gleich drei Fälle verknüpft Max Annas im vorletzten Band seiner „Morduntersuchungskomission“-Reihe, die auf insgesamt vier Bücher angelegt ist und mit Zweijahressprüngen die DDR in der Zeit von 1983 bis 1989 zum Schauplatz hat. Otto Castorp führen seine nicht ganz einfachen Ermittlungen ständig in einen Zwiespalt zwischen Weggucken und Pflichterfüllung. Lässt er sich zum politischen Spielball machen, oder behält er seine moralische Integrität?
Rowohlt, 2022, 368 S., 22 Euro
4. Christoffer Carlsson: Was ans Licht kommt
Dem Polizisten Sven Jörgensson lässt eine ungelöste Vergewaltigungs- und Mordserie in der südschwedischen Kleinstadt Tiarp keine Ruhe, und er verfolgt die spärlichen Spuren bis an sein Lebensende. Auch sein Sohn Vidar geht zur Polizei, doch erst nachdem er aus dem Dienst entlassen ist, stellt er den Tiarp-Mann und erschießt ihn. Durch die Selbstjustiz, die den alten Fall erneut in die Schlagzeilen bringt, befasst sich ein Schriftsteller mit den damaligen Geschehnissen. Immer deutlicher offenbart sich ihm eine tragische Familiengeschichte, die von Versagen, Schuld und Selbstbetrug geprägt ist.
Rowohlt, 2022, 496 S., 23 Euro
Aus d. Schwed. v. Ulla Ackermann
Die besten Krimis im September 2022 TOP 3
3. Johan Harstad: Auf frischer Tat
Wie der norwegische Autor Johan Harstad in seinem neuen Buch lustvoll mit dem Krimigenre spielt, ist ein großer und vor allem intelligenter Spaß. Er erfindet Frode Brandeggen, dessen 15 Ultrakurzromane mit Meisterdetektiv Frisch durch den ebenfalls fiktiven Literaturwissenschaftler Bruno Aigner in Fußnoten kommentiert werden. So folgt man den skurrilen Miniaturen mit Frisch, der oft zu früh am Tatort ist, Verbrecher schon vor dem Verbrechen überführt und sein Gleichgewicht in Varianten der Goldberg-Variationen sowie seinem Wurstwasser-Fetisch findet. Mit Sprachwitz und herrlich absurden Dialogen entlarvt Johan Harstad viele Krimiklischees.
Rowohlt, 2022, 256 S., 24 Euro
Aus d. Norwegen. v. Ursel Allenstein
2. Castle Freeman: Ein Mann mit vielen Talenten
Dass jeder Teufelspakt einen Pferdefuß hat, weiß man ja spätestens seit Goethe. Castle Freeman variiert seine Hinterwäldler-Hommage aus „Herren der Lage“ und lässt mit „Ein Mann mit vielen Talenten“ den Country Noir genüsslich ins Fantastische kippen. Dass der Beelzebub den Schnaps macht, man jedoch in der Hölle keinen Drink bekommt, ist zwar allgemein bekannt. Aber dass die einzig wahre Unterweltfirma über eine IT-Abteilung verfügt, ist nur eines der vielen Details – in denen zwar bekanntlich der Teufel steckt, die aber verdammt gute Laune machen.
Hanser, 2022, 160 S., 22 Euro
Aus d. Engl. v. Dirk van Gunsteren
Unsere ausführliche Rezi zu „Ein Mann mit vielen Talenten“ gibt es hier.
1. William McIlvanney / Ian Rankin: Das Dunkle bleibt
Die Jack-Laidlaw-Trilogie von William McIlvanney ist so etwas wie der heilige Gral des Tartan Noir. Als sich im Nachlass des 2015 verstorbenen Autors ein unvollständiges Prequel findet, ist die Aufregung groß – und Ian Rankin zur Stelle. Wie weit Ian Rankin das Romanfragment „Das Dunkle bleibt“ ergänzt oder bearbeitet hat, ist nicht bekannt. Kenner der Ausgangs-Trilogie werden sich dabei ertappen, die Kapitel einem der beiden Autoren zuteilen zu wollen. Doch wer kann das anhand der deutschen Fassung wirklich beurteilen? Gerade auch, weil die souveräne Übersetzerin Conny Lösch durch ihre Wortwahl eine durchgängig homogene Atmosphäre schafft. Laidlaw ist zurück! Für alte und neue McIlvanney-Fans ein Anreiz, die geniale Serie nun dank Ian Rankin wiederzuentdecken.
Kunstmann, 2022, 288 S., 25 Euro
Aus d. Engl. v. Conny Lösch
Unsere ausführliche Rezi zu „Das Dunkle bleibt“ gibt es hier.