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„Das Dunkle bleibt“ von William McIlvanney und Ian Rankin: Die Glasgow Mische

Buchcover „Das Dunkle bleibt“ von William McIlvanney und Ian Rankin

Die Jack-Laidlaw-Trilogie von William McIlvanney ist so etwas wie der heilige Gral des Tartan Noir. Als sich im Nachlass des 2015 verstorbenen Autors ein unvollständiges Prequel namens „Das Dunkle bleibt“ findet, ist die Aufregung groß – und Ian Rankin zur Stelle.

Bei „Das Dunkle bleibt“ sind mit William McIlvanney und Ian Rankin zwei Meister am Werk. So ein richtiger Glasgower Jung geht erst zum Arzt, wenn ein Messer in seinem Rücken steckt. Cam Colvin lernt die Basis-Skills für Bandenkriege schon als Teenager auf der Straße und fürs Selbstmarketing pusht er die vermeintliche Messer-Story zur Legende. Anfang der Siebziger ist er ein gefürchteter Gangsterboss geworden, der einen Großteil der organisierter Kriminalität in der Arbeiterstadt managt. Doch schützt das nicht davor, dass auf seinen besten Mann – den trickreichen Anwalt Bobby Carter – fünfmal eingestochen wird. Zum Arzt hat der es nicht mehr geschafft: Bobby liegt seit drei Tagen tot hinter einem Pub – ausgerechnet auf dem Gebiet von John Rhodes, der Colvins größter Konkurrent im Schattenbusiness ist. Die Polizei befürchtet einen Bandenkrieg und will den Fall schnell lösen.

Dem Ermittlungsteam neu zugeteilt ist ein gewisser Jack Laidlaw, dem der Ruf vorauseilt, nicht einfach zu sein: Laidlaw treibt sich dort rum, wo die Menschen „Augen wie Mörsergranaten“ und einen „Atem wie Schweißbrenner“ haben. Den Leuten von Colvin und Rhodes begegnet er mit Härte, aber auch mit Respekt – er weiß, dass sie nicht nur Schraubenschlüssel in der Jackentasche haben. Mit seinem neuen Partner DS Bob Lilley sinniert er zum Feierabend lieber noch bei ein paar Pints über den Fall, als nach Hause zu gehen. So sieht er die Empfangsdame seiner Zufluchts-Absteige öfter als seine Frau und die drei kleinen Kinder. Die wirkliche Geschichte um den Mord verbirgt sich für Laidlaw schließlich in einem Indiz, das er fasst übersehen hätte – und hinter einem Wandschrank …

Wer kann bei „Das Dunkle bleibt“ beurteilen, was von William McIlvanney stammt und was von Ian Rankin?

Wie weit Ian Rankin das Romanfragment ergänzt oder bearbeitet hat, ist nicht bekannt. Kenner der Ausgangs-Trilogie werden sich dabei ertappen, die Kapitel einem der beiden Autoren zuteilen zu wollen. Doch wer kann das anhand der deutschen Fassung wirklich beurteilen? Gerade auch, weil die souveräne Übersetzerin Conny Lösch durch ihre Wortwahl eine durchgängig homogene Atmosphäre schafft. Laidlaw ist zurück! Für alte und neue McIlvanney-Fans ein Anreiz, die geniale Serie nun dank Ian Rankin wiederzuentdecken.

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