„Die Holländerinnen“ von Dorothee Elmiger

Dorothee Elmiger gelingt es mit „Die Holländerinnen“ auf gerade mal 200 Seiten, ihren Roman zur Chiffre für das erratische, grundlose Wesen der Welt werden zu lassen.
„Die Holländerinnen“ von Dorothee Elmiger ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Fast ein Frevel, dass für die Besprechung dieses großartigen Romans nur ein kurzer Absatz zur Verfügung steht – und doch auch passend, denn in „Die Holländerinnen“ geht es Dorothee Elmiger um nichts Geringeres die Grenzen von Narrativ und Bedeutung. Eine Autorin hält einen Vortrag über eine Reise, die sie unternommen hat, um im Amazonas an einem Theaterstück über zwei verschwundene Frauen zu arbeiten. Dass dadurch das gesamte Buch in indirekter Rede geschrieben ist, ist nur eine Verzerrungsebene – dass alle Menschen, denen die Erzählerin begegnet, wiederum selbst beklemmende Geschichten erzählen, fächert diese nur immer weiter auf.
Natürlich bringt die Konfrontation mit der übermächtigen, unbegreiflichen Natur zahllose Assoziationen mit Joseph Conrad, Werner Herzog und Joan Lindsay mit sich, doch Elmiger geht weiter, indem sie auch die Unmöglichkeit von zwischenmenschlicher Kommunikation thematisiert. Oder ist das alles nur ein grausamer Scherz? Elmiger gelingt es, das Buch selbst zum Chiffre für das „erratische, grundlose Wesen der Welt“ werden zu lassen, wie ihre Erzählerin es nennt – und das auf weniger als 200 Seiten.
Mit „Die Holländerinnen“ hat es Dorothee Elmiger auf unsere Liste der besten Bücher im September 2025 geschafft.