„Doktor Garin“ von Vladimir Sorokin
Als Experte für wildeste, satirisch aufgepeppte Dystopien schickt Vladimir Sorokin den titelgebenden Helden aus „Doktor Garin“ gegen Ende des laufenden Jahrhunderts in Abenteuer mit Fabelwesen, Zombies und den Nachfahren von Supersoldaten.
In „Doktor Garin“ von Vladimir Sorokin sagt Putin nur einen einzigen Satz: „Ich war’s nicht.“
Wladimir Sorokin ist seit Jahrzehnten das Enfant terrible der russischen Literatur und Gegner von Wladimir Putin, seit Russlands Angriff auf die Ukraine lebt er in Berlin. Mit „Doktor Garin“ schickt der Experte für wildeste, satirisch aufgepeppte Dystopien seinen titelgebenden Helden gegen Ende des laufenden Jahrhunderts in Abenteuer mit Fabelwesen, Zombies und den Nachfahren von Supersoldaten, den Zottelorks. Garin ist Chefarzt in einem Sanatorium im Altaigebirge, wo im Inkubator gezüchtete political beeings, die aussehen wie Ärsche mit Ohren, luxuriös im Erholungsurlaub weilen: Wladimir Putin – sein einziger Satz im ganzen Roman: „Ich war’s nicht“ –, Angela Merkel, Donald Trump und viele weitere bekannte Gesichter sind darunter und werden von Garin mit dem Elektroschocker kuriert, wenn sie Anfälle haben.
Dann wird die Republik Altai von Kasachstan mit Atombomben angegriffen und das Sanatorium zerstört. Personal und Sanatoriumsgäste fliehen durch die Wildnis des Altaigebirges. Das hoffnungslos zersplitterte postsowjetischen Russland lebt weiter in Enklaven von Anarchisten oder Anwesen wie aus dem Feudalismus des 19. Jahrhunderts, die Flucht Garins aber geht immer weiter wie in einem literarischen Road Movie ohne Straßen – auf Flüssen, in Sümpfen und Wäldern geht es bald nur noch ums nackte Überleben in einem nicht enden wollenden Alptraum.
Mit „Doktor Garin“ hat es Vladimir Sorokin auf unsere Liste der besten Bücher im März 2024 geschafft.