„Dreamers“ im Kino: Albtraum Abschiebezentrum
Liebe im Abschiebezentrum: In „Dreamers“ soll Isio zurück nach Algergien. Ihre lesbische Sexualität aber steht steht dort unter Strafe. Drei Mal darf sie der Abschiebung widersprechen. Dann verliebt sie sich.
„Haben sie jemals einen Mann geküsst oder Geschlechtsverkehr mit einem Mann gehabt?“ Als Isio bejaht, stellt der Sachbearbeiter die nächste Frage: „Wie kann ich sicher sein, dass sie lesbisch sind?“ Die junge Frau aus Nigeria befindet sich in dieser Verhörsituation, weil sie als illegal Beschäftigte in England festgenommen worden ist. „Dreamers“ läuft in dieser Woche im Kino an.
In einem knastartigen Abschiebezentrum kann Isio (Ranke Adékoluejo, „Rain Dogs“, „Chevalier“) einen Asylantrag stellen. Wird der abgelehnt, bleiben ihr drei Berufungen, dann muss sie zurück in ihr Heimatland, wo sie als lesbische Frau verfolgt wird. Die nigerianisch-britische Regisseurin Joy Gharoro-Akpojotor bildet in ihrem Langfilmdebüt ein entmenschlichendes Verfahren ab, das sie selbst durchlaufen musste. Zugleich sucht sie nach Hoffnung, denn mit „Dreamers“ erzählt sie auch eine Liebesgeschichte: Es ist Isios Zimmergenossin Farah (Ann Akinjirin, „I may destroy you“), die ihr die Spielregeln in der Unterkunft erklärt und ihr Mut zuspricht. Nach und nach gewinnt sie Isios Vertrauen, und die beiden Frauen verlieben sich ineinander. Doch als Farah ihr von einem geplanten Ausbruchsversuch erzählt, zögert Isio. Erst viel zu spät erfährt sie, dass Farah bereits auf das Ergebnis ihres dritten Berufungsverfahrens wartet … Trotz einer Lauflänge von gerade mal 80 Minuten gelingt es Gharoro-Akpojotor, die Schicksale ihrer Protagonistinnen fühlbar zu machen. In grelles Rot gehaltene Albtraumsequenzen, die Isios traumatische Erfahrungen in der Heimat andeuten, bettet sie in die sterile, weiße Welt des Abschiebezentrums. Doch immer wieder sind da auch farbliche Ausbrecher, wenn es um Solidarität und den Beistand der Frauen untereinander geht. Und das, obwohl vieles darauf hindeutet, dass Isio mit ihrem Asylantrag weniger Glück haben wird als die Regisseurin selbst.
