Einstürzende Neubauten: Alles in Allem
Keine Angst: Das erste Neubauten-Album seit zwölf Jahren, zudem ausgerechnet zum Jubiläum, ist natürlich nicht so plump resümierend, wie der Titel klingt.
Keine Angst: Der Titel des ersten Einstürzende-Neubauten-Albums seit zwölf Jahren, das zudem ausgerechnet zum 40. Jubiläum der Band erscheint, ist natürlich nicht so plump resümierend gemeint, wie er klingt. Denn anstatt zu reduzieren, zusammenzufassen, auszuwerten, weiten Einstürzende Neubauten aus, stellen infrage: „Alles in Allem“ ist ein Porträt Berlins, in das sich immer wieder schemenhaft die Bandgeschichte und persönliche Erinnerungen einschreiben.
Eingangs zitiert man sich zwar selbst – wie im Industrial-Hybrid „Ten Grand Goldie“ oder der Postpunk-Volksmusik-Ballade „Am Landwehrkanal“ – doch das Ergebnis steigt nicht den lärmenden Sturm-und-Drang-Jahren der Neubauten nach. Vielmehr wirken diese Stilistiken wie durch den Filter ihrer späteren freiförmigen Experimentalmusik betrachtet, die sich schon längst keine Genregrenzen mehr setzt, und auf die sich das Album in der zweiten Hälfte zubewegt.
Das ist dann auch das einzige, was einem Resümee gleicht. Denn „Alles in Allem“ ist kein Fotoalbum, in dem sentimentale Schwarzgekleidete blättern können, sondern ein offener Raum, dessen einzige Sicherheit seine Grenzenlosigkeit zu sein scheint: „Hier komme ich abhanden“, heißt es im abschließenden „Tempelhof“. jl
Alles in Allem erscheint am 16. Mai bei Potomak.