Emma Ruth Rundle & Thou: May our Chambers be full
Dass Postrock und Sludge Metal zusammengehen, leuchtet ein – aber Emma Ruth Rundle und Thou gehen über das Erwartbare hinaus.
Dass Postrock und Sludge Metal zusammengehen, leuchtet bei genauerer Überlegung durchaus ein: Beide Genres leben von maßvollen, wohlüberlegten Steigerungen, vom kontrollierten Exzess des Crescendos. Wenn sich nun die Postrock-meets-Folk-Göttin Emma Ruth Rundle und die Sludge-Metal-Szenelegenden Thou zusammentun, ist es allerdings schön, dass „May our Chambers be full“ über das Erwartbare hinausgeht.
Denn anstatt einfach Postrock mit härteren Gitarren zu spielen, erkunden Rundle und Thou ihre gemeinsamen Wurzeln: Grunge, 90er-Posthardcore und Alternative Rock. Das ist natürlich immer noch heavy und fuzzy, aber erfrischend geradeheraus. Die Musiker*innen hier nicht lediglich an einem bekannten Stil ab, vielmehr entwickeln Rundle und Thou den Alternative Sound der 90er zu einer ganz eigenen Klangästhetik.
Mit den tonnenschweren Sludge-Riffs und dem Zusammenspiel zwischen Rundles erhabenem Gesang und Bryan Funcks Black-Metal-Knurren wäre „May our Chambers be full“ in den 90ern für jeden Soundgarden-Fan lebensverändernd gewesen. Im Jahr 2020 ist die Offenbarung dagegen, wie eigenständig dieser abgegriffen geglaubte Sound auf einmal zu klingen vermag.