„Fast wie ein Bruder“ von Alain Claude Sulzer
In „Fast wie ein Bruder“ benutzt Alain Claude Sulzer das unschöne Z-Wort – und in dem Coming-of-Age-Roman ist das leider auch notwendig.
„Fast wie ein Bruder“ von Alain Claude Sulzer ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Der Schweizer Alain Claude Sulzer gönnt sich nur 190 Seiten und macht doch viel auf: „Fast wie ein Bruder“ ist Coming-of-Age-Roman, Porträt einer Freundschaft, der Roman skizziert den Beginn der AIDS-Pandemie in den 80ern, wird in der zweiten Hälfte mehr und mehr zu einem Kunstkrimi und diskutiert die Grenzen der Literatur.
Was vor allem bleibt, ist der wunderbar knöchrige Erzähler, der auch das unschöne, hier aber leider notwendige Z-Wort benutzt: Frank, sein bester Freund seit Kindheitstagen, mit dem er im Bochum der 70er in einem Mietshaus aufwächst, entdeckt seine Sexualität mit einem Roma-Jungen. Dieses von der gesamten Hausgemeinschaft skandalisierte Ereignis treibt einen Keil zwischen die beiden Jungen – und doch bleiben sie in loser Freundschaft miteinander verbunden.
Während Frank sich als erfolgloser Künstler in New York durchschlägt, macht der Erzähler als Kameramann Karriere, und er ist an Franks Seite, als dieser an AIDS verstirbt. Es sind das Unausgesprochene und das Motiv der Ausgrenzung, die diesen Roman zusammenhalten. Auch dann, als der Erzähler mehrere Jahrzehnte später auf ein Gemälde von Frank stößt, in dem er sich selbst als nackten Mann erkennt.
Mit „Fast wie ein Bruder“ hat es Alain Claude Sulzer auf unsere Liste der besten Bücher im November 2024 geschafft.