Die Film-Highlights am Wochenende
Wir haben wieder TV-Tipps für euch, darunter "Interstellar" von Christopher Nolan und die Oscar-Gewinner "Little Miss Sunshine" und "The Hurt Locker"
Hochkomplexe Weltraummissionen, ein Familientrip der schrägen Sorte und die erste Frau, die als Regisseurin einen Oscar gewann: Hier sind die besten Spielfilme am Wochenende.
Interstellar, Freitag, 20:15 Uhr auf ProSieben
Wenn ein Physiknobelpreisträger als Berater an einem Science-Fiction-Film mitwirkt, dann kann man sicher sein, dass es sich dabei nicht um den nächsten Star Wars handelt. Christopher Nolan stand nach dem eher unterkomplexen „The dark Knight rises“ wohl der Sinn nach etwas komplexerer Materie. Apropos Materie: Die spielt in Interstellar eine große Rolle, denn es geht auch um Quantenphysik. Im 21. Jahrhundert wird die Erde bald unbewohnbar sein, die Biosphäre ist zu sehr geschädigt. In der Nähe des Saturn wurde ein Wurmloch entdeckt, durch das – kurz gesagt – die Menschheit durch eine Vereinigung von Gravitation und Quantenphysik in eine andere Galaxie und auf einen neuen, bewohnbaren Planeten gelangen soll. Matthew McConaughey und Anne Hathaway müssen mit einem Raumschiff herausfinden, ob die angepeilten Planeten wirklich geeignet sind … Der Rest ist Unterhaltung für Anspruchsvolle – wenn Albert Einstein Hollywoodkino gemacht hätte, dann würde das in ungefähr so aussehen. Nicht vergessen: Coldpacks mit aufs Sofa zu nehmen, um in den Werbepausen sein qualmendes Gehirn zu kühlen!
Scarface, Freitag, 22:25 Uhr auf 3Sat
Wenn sogar Eric Cartman in einer Folge der Cartoon-Kultserie „South Park“ ausgewählte Texte aus Brian De Palmas barockem Mafiaepos vorträgt, dann muss Scarface wirklich gut sein. Al Pacino agiert hier, als wären das tonnenweise eingeschniefte weiße Zeugs im Film echtes Kokain und schrammte 1983 – nicht ganz wahr – nur knapp an dem einmalig vergebenen Oscar für „Bestes Overacting“ vorbei. Ansonsten ist die Geschichte vom Aufstieg und Fall des kubanischen Drogen-Königs Tony „Scarface“ Montana in Miami ein Klassiker und eine echte Popkulturlegende – vor allem in der genau wie Scarface von Geld, Schmuck, Frauen und Macht beeindruckten Rapszene hinterließ der brutale Streifen Eindruck. Aber auch in Hollywood ist „Scarface“ mit Bezügen in zum Beispiel „Die Sopranos“ oder Breaking Bad nicht mehr wegzudenken.
Little Miss Sunshine, Sonntag, 20:15 Uhr auf Arte
Definiere einen Indieklassiker abseits von Jim Jarmusch. Das Roadmovie über eine verkrachte und zum Verlieben verrückte Familie im VW T2 Minibus auf dem Weg zum Schönheitswettbewerb der kleinen Tochter war 2006 ein Hit: acht Millionen Budget, 100 Millionen an den Kinokassen eingespielt. Das Regieduo Jonathan Dayton und Valerie Faris packt in Little Miss Sunshine so viel Humor, Tragik und schräge Charaktere in den Bully, dass zwangsläufig alles auf wunderbare Weise eskalieren muss. Zwei Oscars gab es dafür, für das Beste Drehbuch und für Leinwandveteran Alan Arkin als heroinschniefenden Großpapa. Sonst machen sich seelisch noch nackig: Greg Kinnear als straighter Karrierepapa, Toni Colette als überarbeitete Mama, Steve Carell als ihr selbstmordgefährdeter Bruder und Paul Dano als Nietzsche lesender Sohn mit Schweigegelübde.
Tödliches Kommando – The Hurt Locker, Sonntag. 22:25 Uhr auf RTL2
Es klingt auch zwölf Jahre später noch wie ein schlechter Scherz: Kathryn Bigelow ist die einzige Regisseurin, die je (!) den Oscar für die Beste Regie gewann. Kann man sich das vorstellen, in nunmehr 92 Jahren Oscar-Verleihung? Man muss wohl. Genau wie man sich das Kriegsdrama um einen von seinem Job besessenen Bombenentschärfer (Jeremy Renner) im Irakkrieg als Blut-in-den-Adern-Gefrierer der ersten Klasse vorstellen muss. Bigelows („Strange Days“, „Zero Dark Thirty“) Film ist selber wie ein Sprengsatz, bei dem man als Betrachter nicht weiß, ob er nicht hochgeht, wenn man sich vor dem Fernseher zum falschen Zeitpunkt bewegt oder auch nur zwinkert. Der Psychostress eines Kriegseinsatzes auf Leben und Tod sowie dessen Folgen wurden selten reiner und ungefilterter nachgestellt.