„Forget in Mass“ von Deki Alem: Von Göteborg in die Welt

Das schwedisch-eritreische Duo liefert ein raffiniertes Update der Golden Era von Drum & Bass, TripHop und Postpunk.
„That doesn’t sound like fun to me!“ Was Deki Alem mit der Topline ihrer ersten Vorabsingle, dem düsteren Breakbeatbanger „Fun“, versprochen hatten, wird nun eingelöst. Denn das Debütalbum des schwedisch-eritreischen Duos ist alles – nur kein Spaß. Zwei Jahre haben die Zwillingsbrüder Sammy und Johnny Bennett an „Forget in Mass“ gebastelt, einem 25-minütigen Soundtrack des weltlichen Irr- und inneren Wahnsinns, voll brachialer Basswände, brodelnder Grooves und auch mal mit einer Westernmundharmonika.
Dass die Bennett-Brüder dabei an Faithless und The Prodigy („Insane“) erinnern, in Sleaford-Mods-Manier die Welt der Mächtigen in Brand setzen („House Fire“) oder wahlweise wie das GTA-San-Andreas-Radio klingen („Stray Dog“), macht es umso erstaunlicher, dass dieser Postpunk-Drum-and-Bass-HipHop tatsächlich aus Göteborg und nicht etwa aus London oder LA stammen soll. Mike Shinodas hybrides Sounderbe der 2000er-Jahre erfährt hier ein raffiniertes und reflektiertes Update. „Forget in Mass“ ist der Versuch, dem Leben, seinen Irrwegen und Süchten irgendwie handhabbar zu werden – meistens mit Bass. Und so ist der Closer „Mr. Man“ ein Bassungetüm à la Massive Attack, das sich über die große Frage nach der Männlichkeit walzt. Etwas, das in der Golden Era wohl noch zu kurz gekommen ist.