Friedrich Dönhoff über Westernhagen: Wer ist dieser dürre Hering?
An Marius Müller-Westernhagen kleben Etiketten, die vom bodenständigen Kumpel bis zum elitären Schöngeist reichen. Ein Buch von Friedrich Dönhoff löst diese Widersprüche jetzt auf.
Friedrich Dönhoff hat eine ungewöhnliche Biografie über Marius Müller-Westernhagen geschrieben.
Brav runtererzählte und mit Fantum gespickte Lebensläufe von Musiker:innen sind selbst für Fans oft wenig spannend, und wie unangenehm Autobiografien rüberkommen können, hat gerade erst Bono mit seinem selbstgefälligen Buch bewiesen.
Mit „Marius Müller-Westernhagen. Ein Portrait“ von Friedrich Dönhoff trifft ein etablierter Autor und Biograf auf den mittlerweile 73-jährigen Musiker – und kennt gerade mal die bekanntesten Songs wie „Dicke“, „Freiheit“ oder „Wieder hier“.
Marius Müller-Westernhagen ist sich dieser Gefahren wohl bewusst gewesen. „Ich würde ihm völlig unvoreingenommen begegnen, bei null anfangen und sehen, wohin es uns trägt. Genau das hat Westernhagen gefallen. Ihn interessierte keine klassische Biografie, sondern ein Projekt, bei dem wir über Themen der heutigen Zeit sprechen, die ihn bewegen, und nebenbei auch über sein Leben“, schreibt Friedrich Dönhoff über das Konzept von „Marius Müller-Westernhagen. Ein Portrait.“ Hier trifft ein etablierter Autor und Biograf auf den mittlerweile 73-jährigen Musiker – und kennt gerade mal die bekanntesten Songs wie „Dicke“, „Freiheit“ oder „Wieder hier“.
Dönhoff protokolliert ihre Begegnungen, er besucht MMW in dessen Berliner Wohnung, oder sie streifen gemeinsam durch die Straßen von Charlottenburg. Dazwischen gibt es Interviewpassagen und den Blick zurück auf das Leben des Musikers, wobei er dankenswerterweise den Schwerpunkt auf Kindheit und Jugend, Westernhagens Schauspielkarriere sowie die musikalischen Anfänge in den 80ern legt und die spätere Zeit der Stadionkonzerte nur am Rand erwähnt. Spektakuläre Enthüllungen fehlen, doch sie würden auch nur die Sicht verstellen: Wie sich Friedrich Dönhoff und Marius Müller-Westernhagen hier nach und nach anfreunden und immer ungezwungener miteinander plaudern, entsteht ein vielschichtiges und doch so tiefenscharfes Psychogramm.
Friedrich Dönhoff (55) verfasst Kriminalromane und Biografien wie etwa „Die Welt ist so, wie man sie sieht“ über seine Großtante Marion Gräfin Dönhoff.