Friends Of Gas: „Kein Wetter“
Es heißt, die rostig-raue Stimme von Sängerin Nina Walser entscheidet, ob man zu Friends Of Gas durchdringt. Doch wer vor Nina Walsers Stimme kapituliert, verpasst die beste deutschsprachige Rockplatte der Stunde.
Es heißt, die rostig-raue Stimme von Sängerin Nina Walser entscheidet, ob man zu Friends Of Gas durchdringt. Das Münchener Quintett bleibt den Koordinaten seines gefeierten Debüts „Fatal schwach“ aus dem Jahr 2016 treu, nur ist die Intensität dieser ganz und gar eigenen Kombi aus Postpunk, Kraut und Drone nach den unzähligen Liveauftritten der letzten Jahre noch gestiegen, und es sind nach wie vor wenige, mal heiser gehauchte, mal geschriene Sätze, mit denen Walser der Eindringlichkeit eine Richtung gibt.
Inspirationen findet sie in der Prosa von Peter Stephan Jungk oder in Walter Aues Buch „Blaiberg, oh Blaiberg“ aus dem Jahr 1970, das die Berichterstattung der Medien über eine geglückte Herztransplantation untersucht. In Songs wie „Waldbrand“, „Graue Luft“ und „Felder“ sind es wiederum kurze Exkursionen in eine bedrohlich anmutende Natur, mit denen sie provinzielle Jugendräume öffnet, deren Ohnmacht man bestenfalls mit einem Punkkonzert im ortsansässigen JuZ oder FZ lindern konnte.
So steckt in den brachialen Schlaufen von „Kein Wetter“ ein Aufbegehren gegen neoliberale Zumutungen, das nostalgiefrei erinnert werden kann und nicht ungelenk artikuliert werden muss. Wer vor Nina Walsers Stimme kapituliert, verpasst die beste deutschsprachige Rockplatte seit „Out“ von Die Nerven.