Fusion Festival 2022 zwischen „Leichtigkeit und Sicherheit“
Nach überstandener Pandemie ist das Megaevent zurück. kulturnews liefert dir alle wichtigen Infos zum Fusion Festival 2022 – An- und Abreise, Highlights, Wissenswertes.
In Berlin, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern macht sich Unruhe unter Festivalgänger:innen breit. Ein Grund: Nach zwei Jahren Pause ist neben vielen anderen großen Festivals in 2022 auch „die Fusion“ zurück. Nachdem das Festival 2020 aufgrund der Corona-Pandemie noch komplett abgesagt werden musste, und 2021 in Form dreier kleiner Festivals stattgefunden hat, scheint nun alles zu laufen, wie vor der „Seuche“.
Das vom gemeinnützigen Verein Kulturkosmos Müritz organisierte Fusion Festival 2022 findet vom 29. 6. bis zum 3. 7. zum 23. Mal wie gewohnt auf dem ehemaligen Flugplatz in Lärz, Mecklenburg-Vorpommern, als eine große Veranstaltung statt. Zehntausende Besucher:innen werden bei der unkommerziellen Großveranstaltung erwartet. Aber wird wirklich alles wieder so wie früher? Nicht ganz. Auch das Fusion Festival hat sich weiterentwickelt – und steht vor neuen Herausforderungen.
Schon im Vorfeld hieß es im offiziellen Newsletter: „Zwei Jahre hat uns jetzt eine Pandemie das Festival und vieles mehr versaut und jetzt, wo wir davon ausgehen, dass wir diesen Sommer wieder ohne Corona-Restriktionen feiern werden, überfällt Putin die Ukraine. Er bricht einen mörderischen Krieg vom Zaun, der uns plötzlich damit konfrontiert, dass die Friedensblase, in der wir seit mehreren Generationen in Mitteleuropa leben, brutal geplatzt ist.“ Die Macher:innen fordern Verhandlungen, Diplomatie und eine pazifistische Lösung des Konflikts.
Abgesehen davon sind in den vergangenen Jahren immer wieder Spannervideos und Fotos im Internet aufgetaucht, die in den Sanitärbereichen des Events aufgezeichnet wurden. Inzwischen wehren sich viele an der Veranstaltung beteiligten und versuchen aufzuklären. Sie monieren, dass die Herstellung unbefugter Nacktaufnahmen in Deutschland nach wie vor straffrei ist und haben eine Petition gestartet, die du mit einem Klick auf den folgen Link mitunterzeichnen kannst: „#EgalWo – Spanner abschalten!“
9-Euro-Ticket: Warnung vor An- und Abreise mit ÖPNV
Wer öfter auf große Festivals fährt, weiß: Mit Staus, langen Wartezeiten und vollen Zügen ist zu rechnen. Die Einsatzkräfte der Polizei kündigen dies auch für das Fusion Festival an. Ein wesentlicher Teil des Polizeieinsatzes sei der „Leichtigkeit und der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer“ gewidmet. „Wie auch in den vergangenen Jahren werden mehr als 70.000 Festivalbesucher erwartet, wovon ein Großteil der Besucher mit eigenem Fahrzeug, Wohnmobilen und umgebauten Lkw oder Transportern anreisen wird.“ Soweit alles wie eh und je.
Die Macher:innen hingegen plagt eine andere Sorge: Das 9-Euro-Ticket. Eigentlich passt der supergünstige Tarif für die An- und Abreise mit dem Regionalverkehr perfekt zum übergeordneten Festival-Motto „Ferienkommunismus“. Doch die Veranstalter:innen warnen ausdrücklich vor der An- und Abreise per Bahn, da keine Sonderzüge bereitgestellt würden. Sie rechnen mit chaotischen Zuständen an den Bahnsteigen in Berlin und Hamburg, insbesondere aber am Ankunftsort Neustrelitz, sowie mit einem Eingreifen der Polizei. Von Neustrelitz aus pendeln kleine, günstige Shuttlebusse und Linienbusse zum Festivalgelände, der Bahnhof dürfte entsprechend überrannt werden.
Verschärft hat sich die An- und Abreisesituation auch für alle, die mit den Langstrecken-Shuttles von Berlin, Hamburg und Co. zum Festival hin und wieder weg fahren. Wie die Organisator:innen der Bassliner-Shuttles in einem Rundbrief vom Juni und im „Sondernewsletter Fusion“ angekündigt haben, gibt es neben überfüllten Zügen auch einen akuten Mangel an Reisebussen. Seit Wochen ist anscheinend ein regelrechter „Kampf um Fusion-Fahrten“ mit den Reisebussen des Anbieters entbrannt.
In dem Schreiben heißt es: „Das 9-Euro-Ticket, das wir eigentlich extrem gut finden, wird während der Fusion Tage zu einem absoluten Verkehrschaos führen. Davon gehen Kulturkosmos, Bassliner, aber auch die Bahn und die Bundespolizei aus.“ Bereits ohne den An- und Abreiseverkehr seien aktuell nahezu alle Züge auf der Strecke Neustrelitz-Lärz komplett gefüllt. Deshalb werde unter Hochdruck versucht, das Angebot an Sitzplätzen in den Bussen vom Bassliner aufzustocken: „Wir sprechen insgesamt über etwa 3000 zusätzliche Plätze, die sich kurzfristig ergeben werden.“
Enormes Line-up lockt zum Fusion Festival 2022
Wer es aber einmal auf das Festivalgelände geschafft hat, kann durchatmen, tanzen, feiern und die hier gebotenen Freiheiten genießen: Eine Polizeiwache auf dem Gelände selbst wird es auch in diesem Jahr nicht geben. Die ephemere Wache wird wie schon 2019 in unmittelbarer Nähe positioniert sein.
Und auch, wenn Zeltplatz und Festivalground sich schon am Mittwoch füllen werden, das kunterbunte Musikprogramm startet traditionell erst ab Donnerstag, 18 Uhr, mit der Eröffnung der alljährlich neu gestalteten Turmbühne. Auf der Webseite zum Event heißt es: „Auch 2022 wird der Mittwoch wieder offiziell zum Feiertag. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Open Air Floors schon einen Tag früher aufdrehen.“
Line-up und Programm wurden wie immer kurz vor Festivalbeginn auf der Internetseite zur Veranstaltung bekannt gegeben. Auf den Start an der Turmbühne, einer der Hauptbühnen, folgt ein Musikprogramm der Extraklasse mit vielen kleinen und großen Bands, DJs, Live-Acts, Performer:innen und Theaterdarsteller:innen. Unter den bekanntesten Musiker:innen finden sich neben internationalen Stars wie Miss Kittin und Peaches, auch Danger Dan, Pöbel MC, K.I.Z. und Bonaparte & Sophie Hunger. Mit dabei sind in 2022 außerdem die Leoniden, Turbostaat sowie Djanes und DJs wie Andreas Henneberg, Oliver Koletzki, Bebetta und Annett Gapstream, Sven Dohse, Victor Ruiz und Popof.
Der Schwerpunkt des ursprünglich aus der Trance-Szene gewachsenen Festivals dreht sich um elektronische Musik, dazu kommen aber auch Hip-Hopper:innen, Indiebands, sowie zahlreiche DJs und Gruppen aus diversen Genres. So baut das französische Kollektiv Toto Black beispielsweise einen familiengerechten Tanzbereich auf dem Familiencampingplatz auf:
Was ist eigentlich mit Infektionsschutz?
Ganz abgeschüttelt ist die Corona-Pandemie noch nicht. Schon bei der An- und Abreise im Zug gilt weiterhin die Maskenpflicht, beim Bassliner setzt man auf die Solidarität aller Mitfahrenden. Aufgrund der fehlenden Gesetzesgrundlage kann dort keine Masken- und Testpflicht für die Fahrt durchgesetzt werden. Ansage ist: „Wir möchten Menschen aus Risikogruppen schützen und empfehlen daher dringend, eine Maske während der Fahrt zu tragen und euch vorher selbst zu testen.“
Nachdem die Macher:innen im vergangenen Jahr ein aufwendiges Testkonzept mit eigenem PCR-Labor umgesetzt haben, gibt es in diesem Jahr keine besonderen Vorschriften zum Corona-Infektionsschutz, wie Macher:innen und lokale Medien verlauten lassen. Das Land hat mit einer Verordnung vom 5. Mai die 3G-Regel für Veranstaltungen aufgehoben.