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Gaspar Noés „Vortex“ auf DVD und Blu-ray

Mit schonungsloser Ehrlichkeit zeigt Noé ein altes Paar, das von Demenz für immer auseinandergerissen wird.

Gaspar Noé ist bekannt für seine exzessiven Bilder und seinen schonungslosen Blick in menschliche Abgründe. Mit „Vortex“ nimmt er sich eine verhältnismäßig alltägliche Thematik vor, die sich aber als nicht weniger erschreckend erweist: Demenz. Wir treffen das Paar aus Lui (der italienische Regisseur Dario Argento) und Elle (Françoise Lebrun) auf dem Balkon und verstehen instinktiv, dass die beiden auf eine lange gemeinsame Geschichte zurückblicken. Die war zwar nicht immer unkompliziert, doch am Ende hat die Liebe überwogen. Nun allerdings treibt die Krankheit einen Keil zwischen die beiden: Elle ist an Demenz erkrankt und findet sich immer weniger im Alltag zurecht.

Noé fängt die innere Entfernung zwischen Elle und Lui mit einem einfachen, aber wirkungsvollen Mittel ein: Er trennt den Bildschirm in zwei Hälften. Im Splitscreen folgen wir den beiden Ehepartner:innen auf ihrem jeweiligen Weg. Selbst, wenn sie sich im selben Raum befinden, steht etwas zwischen ihnen. Der gemeinsame Sohn Stéphane (Alex Lutz) will Lui überzeugen, Elle helfen zu lassen, doch der Vater will davon nichts wissen. Zugleich kämpft Stéphane gegen eigene Dämonen und kann sich nicht immer auf seine Eltern einlassen. Und so nehmen Krankheit und Alter ihren unerbittlichen Lauf …

Gaspar Noé hat sich für „Vortex“ von der Demenzerkrankung seiner Mutter sowie eigenen gesundheitlichen Problemen inspirieren lassen. Als Resultat ist sein Film alles andere als eine Feel-good-Geschichte, das Ende so vorhersehbar wie unabwendbar, doch leider auch umso wahrhaftiger. Nur, dass Noé sein Stilmittel des Splitscreens nicht bis zur letzten Konsequenz nutzt, ist schade – tut der Wirkung von „Vortex“ jedoch keinen Abbruch.

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