„SoKo Börsenfieber“ von Gerhard Henschel: Trost bei Adorno
„SoKo Börsenfieber“ ist ein Überregionalkrimi, bei dem Autor Gerhard Henschel sehr schnell das Interesse an dem eigentlichen Mordfall verliert.
Nach „SoKo Heidefieber“ und „SoKo Fußballfieber“ bringt Gerhard Henschel mit „SoKo Börsenfieber“ den dritten Band seiner Überregionalkrimis heraus – allesamt groteske Krimisatiren. Als bei Bad Bevensen ein Bankangestellter tot im Elbeseitenkanal gefunden wird, ist das nur der Anfang einer Serie von Morden an Bankern weltweit.
Inspektor Gerold Gerold wird in die Soko Börsenfieber berufen und muss bis nach Südamerika reisen, um Drogenbarone zu observieren, die im Verdacht stehen, an der Mordserie beteiligt zu sein. Seine Frau Ute Fischer muss sich ebenfalls schon bald von ihren Routineermittlungen im Uelzener Raum loseisen und in Süditalien die Mafia aufmischen. Das Salz in der Suppe sind aber erneut Henschels literarische Freunde, die der Autor ins Feld schickt: Schriftsteller Frank Schulz („Onno Viets“-Krimireihe, aus dem Roman „Kolks blonde Bräute“ wird sogar ein legendäres Tischtennismatch zitiert) und Dichter Thomas Gsella (seit Henschels Titanic-Zeiten ein Freund) werden in Südamerika geprüft wie sonst nur Hiob in der Bibel. Gesucht werden sie von taz-Redakteur Michael Ringel, dem erneut amouröse Abenteuer sonder Zahl in die Quere kommen und der nur durch den unermüdlichen Rayk Wieland („Beleidigung dritten Grades“) in die rechte Spur zurückgeholt wird. Mit „SoKo Börsenfieber“ verlässt Henschel das eigentliche Thema seines Krimis: Die Morde an den Bankern spielen nur am Rande eine Rolle. Im Zentrum stehen seine Kumpels, die während ihrer leidvollen Abenteuer nur im freien Zitieren anderer Werke Trost finden: von Dichtern der Romantik bis hin zu Adorno.
Mit „SoKo Börsenfieber“ hat es Gerhard Henschel auf unsere Liste der besten Krimis im September 2022 geschafft.