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Gott, der alte Mansplainer: Horrorfilm „Heretic“ mit Hugh Grant

Mit „Heretic“ spielt sich Hugh Grant in die Welt des Horrors.
Mit „Heretic“ spielt sich Hugh Grant in die Welt des Horrors. (Foto: © PLAION PICTURES / Kimberley French)

Glaube oder Zweifel? Im Horror-Kammerspiel „Heretic“ wird die Religion auf die Probe gestellt – doch der eigentliche Horror lauert ganz woanders.

„Verachtenswert“ – so Grants vernichtendes Urteil zu seiner Rolle des William Thacker in „Notting Hill“ aus 1999. Vehemenz, die überrascht. Immerhin wurde Grant auch noch lange nach dem Romcom-Klassiker mit Julia Roberts immer wieder als Phänotyp des handsamen Schwiegersohns inszeniert. Doch damit ist jetzt Schluss! Dass ihm das Düstere durchaus liegt, hat der Brite bereits 2014 in der Thrillerserie „The Undoing“ bewiesen. Mit dem Horror-Kammerspiel „Heretic“ schaltet er jedoch das nächste Level frei. Für sein so ambivalentes Spiel in „Heretic“ wurde Grant sogar für den Golden Globe 2025 nominiert.

„Heretic“ mit Hugh Grant: Ab dem 26. Dezember im Kino

Eigentlich verbietet es ihnen ihre Religion, ein Haus zu betreten, in dem gerade keine Frau anwesend ist. Als die beiden jungen mormonischen Missionarinnen Schwester Barnes (Sophie Thatcher) und Schwester Paxon (Chloe East) beim charismatischen Mr. Reed (Hugh Grant) an der Haustür klingeln, machen sie jedoch eine Ausnahme. Schließlich regnet es in Strömen und Mr. Reed beteuert, seine Frau bereite gerade in der Küche einen Blaubeerkuchen vor: knusper, knusper, knäuschen. Kaum ist die Tür mit einem Zeitschloss verriegelt, stellen sich Gattin und Gebäck als Lüge heraus, und der bibelfeste Mr. Reed dreht den Spieß um, stellt die Schwestern vor eine alles entscheidende Wahl: Glaube oder Zweifel?

Beginnt „Heretic“ zunächst als gemütliches Horror-Kammerspiel, das sich sogar humoristische Einlagen wie etwa die völlig überdramatisierte Szene gönnt, in der Sophie Thatcher in leiser Vorahnung und Slow-Motion eine Duftkerze umdreht, die ein Blaubeerkuchen-Etikett und damit die gemeine Falle offenbart, wird es schlagartig bedrückend düster. Verstärkt durch einen herausragenden Hugh Grant, der sich im Grunde selbst spielt: netter Onkel mit einem Hang zur Überheblichkeit. Ganz schön psycho also. Und so fährt auch der Film von Scott Beck und Bryan Woods in vielen Belangen zweigleisig: zwischen Grusel und Geselligkeit, Religionskritik und Legitimation, irdisch und übernatürlich. So finden sich die beiden Gottesschwestern plötzlich in einem Labyrinth wieder und wohnen einer echten Wiederauferstehung bei.

Von Jar Jar Binks zu Gott

Das Beste und womöglich Wichtigste passiert jedoch noch, bevor sich die Missionarinnen entscheiden müssen, durch welche der beiden Türen (Glaube oder Zweifel) sie das Labyrinth betreten wollen. Spoiler: Es ist völlig egal. Nämlich als Grant in einem nicht enden wollenden Vortrag über Iteration den Phänotyp akademischer, kulturpessimistischer weißer Männer gibt: Alles sei bloße Kopie – auch Religion. So entspinnt sich ein ewiger Monolog, der von Monopoly und Jar Jar Binks bis zu Radiohead und den sieben Weltreligionen führt. Der eigentliche Horror hierbei ist der verzweifelte Versuch, zwei jungen Frauen die Welt zu erklären. Und als sich Mr. Reed schließlich mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert sieht, muss auch er sich entscheiden: Glaube oder Zweifel?

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