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Hänsel und Gretel: Opernhaus, Stuttgart

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(Foto: Thomas Aurin)

Ein Politikum: Kirill Serebrennikovs „Hänsel und Gretel“-Inszenierung an der Oper Stuttgart

Eigentlich wäre die Premiere von Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ nur ein Thema für eingefleischte Opernfans, zumal die 1893 uraufgeführte spätromantische Oper aktuell mehrfach inszeniert wird.

Aber: Die Inszenierung verantwortet der russische Theater-, Opern- und Filmregisseur Kirill Serebrennikov, und der wurde in der heißen Probenphase vergangenen August in Moskau verhaftet – offiziell wegen Veruntreuung von Fördergeldern. Tatsächlich dürfte die Verhaftung aber damit zusammenhängen, dass Serebrennikov zwar kein ausgewiesener Regimekritiker ist, in Wladimir Putins Russland allerdings schon als offen homosexuell lebender Künstler in Opposition zur Regierungslinie steht.

Gerade international erfolgreiche Künstler wurden von Putin bislang als liberales Feigenblatt geschützt, und Serebrennikov, der unter anderem 2015/16 „Salome“ in Stuttgart inszenierte, konnte sich so verhältnismäßig sicher fühlen. Dass der Regisseur jetzt dennoch verhaftet wurde, wird allgemein als ein Anziehen der Daumenschrauben und als Abbau der wenigen Freiheiten in Russland gewertet.

Die unspektakuläre „Hänsel und Gretel“-Aufführung ist so also über Nacht zum Politikum geworden – die Inszenierung konnte entsprechend nur als „szenische Präsentation“ zur Premiere kommen, mit Aussicht auf mehr nach Freilassung des Regisseurs. Zumindest bei der Musik gab es keine Probleme: Am Pult stehen abwechselnd Willem Wentzel und der Kieler GMD Georg Fritzsch.

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